Vertriebenen-Stiftung beruft neuen Beraterkreis
Nach wiederholten Querelen hat die Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" 15 Experten aus Deutschland, Polen, der Schweiz, Ungarn und den USA für den neuen wissenschaftlichen Beraterkreis berufen.

Dem Gremium gehören künftig 15 Experten aus Deutschland, Polen, der Schweiz, Ungarn und den USA an, wie Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) am Montag in Berlin mitteilte. Der Beschluss wurde mit 18 Ja-Stimmen und einer Nein-Stimme gefasst. Der Bund der Vertriebenen begrüßte die Entscheidung.

"Wichtiger Schritt in die richtige Richtung"

Wegen der anhaltenden Diskussionen um die Stiftung hatten drei der bisher neun Berater ihr Mandat aus Protest niedergelegt; der Vertreter der Sinti und Roma ließ seine Mitgliedschaft ruhen. Dem neuen Beraterkreis gehören unter anderem drei osteuropäische Wissenschaftler sowie der Direktor des Jüdischen Museums und des Fritz-Bauer-Instituts in Frankfurt am Main, Prof. Raphael Gross, an.

Die 2008 gegründete Stiftung soll unweit des Regierungsviertels eine Dokumentationsstätte errichten, um die Erinnerung an Flucht und Vertreibung wachzuhalten. Die bisherigen Konflikte hatten sich vor allem an den Positionen des Bundes der Vertriebenen (BdV) und seiner Präsidentin Erika Steinbach entzündet.

Die BdV-Vertreter im Stiftungsrat begrüßten den Beschluss zur Bestellung der Mitglieder und bezeichneten ihn "als wichtigen Schritt in die richtige Richtung". BdV-Vizepräsident Christian Knauer habe den unter Leitung von Stiftungsdirektor Prof. Manfred Kittel erarbeiteten Gesamtvorschlag als "ausgewogen und der Sache dienlich" gewertet, hieß es in einer in Bonn veröffentlichten Mitteilung. Begrüßt wurde die Bereitschaft zweier polnischer Wissenschaftler, in diesem Gremium mitzuwirken. Dies sei aufgrund der Diskussionen in der Vergangenheit im Nachbarland "bemerkenswert".

Weiterführende Impulse

Schon im vergangenen Dezember hatte der polnische Historiker Tomasz Szarota seinen Rücktritt aus dem Beraterkreis erklärt, im Frühjahr folgten die deutsche Journalistin Helga Hirsch und die tschechische Historikerin Kristina Kaiserova. Diese begründete ihren Schritt mit "zunehmender Politisierung" der Stiftung.

Im Juni erweiterte der Bundestag das Stiftungsgesetz so, dass dem Beraterkreis bis zu 15 Mitglieder angehören können. Neumann sagte, er sei überzeugt, dass die Stiftung durch das international und hochkarätig besetzte neue Expertengremium wichtige und weiterführende Impulse erhalten werde. Die konstituierende Sitzung ist für Januar 2011 geplant.

Die Wissenschaftler sollen den Stiftungsrat und den Direktor der Stiftung fachlich beraten. Dazu gehört auch die weitere Arbeit am Eckpunktepapier, das als Grundlage für die geplante Ausstellung beschlossen wurde. Ziel sei es, das Konzept in einer endgültigen Fassung noch vor der Sommerpause 2011 dem Stiftungsrat vorzulegen, sagte Neumann.

dpa