TV-Tipp: "Das Zimmermädchen und der Millionär"
Der Millionär Johannes Heinrich wird von der Angestellten Sophie irrtümlich für eine Service-Kraft in seinem eigenen Hotel gehalten. Er lässt sich auf dieses Spiel ein.
22.11.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Das Zimmermädchen und der Millionär", 23. November, 20.15 Uhr auf Sat.1

"Das Zimmermädchen und der Millionär": ein schlichter Titel, der eher nach einer dieser knackig-kurzen Inhaltsangaben klingt, wie man sie in Hollywood am liebsten hat; so etwas à la "Boy Meets Girl". Andererseits ist Sat.1 zumindest ehrlich und versucht gar nicht erst so zu tun, als sei die Aschenputtel-Geschichte etwas völlig neues. Das wäre allerdings auch eine Frechheit, denn Parallelen etwa zu "Pretty Woman" (um nur das populärste Beispiel zu nennen) sind unübersehbar.

Immerhin bietet die Geschichte eine Variante: Nicht das Zimmermädchen schlüpft in eine andere Rolle (wie Jennifer Lopez in der Romanze "Manhattan Love Story"), sondern der Millionär. Und das kommt so: Johannes Heinrich (Mišel Maticevic) arbeitet nach der Devise "Günstig kaufen, gnadenlos optimieren, gewinnbringend verkaufen". Jüngster Coup soll ein vornehmes, aber hoffnungslos unrentables Hotel werden. Als Jo das "Ritz" inkognito besucht, hält ihn Zimmermädchen Sophie (Lisa Martinek) für die dringend erwartete Kellneraushilfe. Natürlich ist klar, wie's weitergeht: Jo ist von der ebenso resoluten wie hübschen jungen Frau inniglich entzückt und spielt das Spiel mit.

Das ist alles weder sonderlich sensationell erdacht (Christoph Darnstädt) noch unglaublich packend inszeniert (Andreas Senn), aber trotzdem nett: weil man Lisa Martinek immer gern zuschaut, ganz egal, was sie macht; und weil Maticevic ("Im Angesicht des Verbrechens") einer der derzeit spannendsten deutschen Schauspieler ist. Sein schiefes Grinsen ist erneut unwiderstehlich. Bei aller Sympathie für die Darsteller: Mitunter plätschert die ohnehin zum Kitsch neigende Geschichte doch recht ereignislos vor sich hin, zumal die Botschaft gewohnt schlicht ist: Auch erfolgreiche Manager wollen in Wirklichkeit nur, dass man sie liebt. Aber die Szenen mit Martinek und Maticevic sind ausnahmslos hübsch. Keine große Fernsehkunst sicherlich, aber angenehme Zerstreuung.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).