Haiti: Cholera breitet sich aus - bald 10.000 Tote befürchtet
Das Kinderhilfswerk Unicef sieht die Versorgung der Cholera-Kranken in Haiti durch die gewalttätigen Proteste im Land gefährdet. In den vergangenen Tagen mussten Hilfsflüge mit Medikamenten und Hilfsmitteln aus Sicherheitsgründen gestoppt werden, wie die UN-Organisation am Freitag in Köln mitteilte.

Zuvor hatte bereits Oxfam seine Hilfe in der Stadt Cap Haitien aussetzen müssen. In den vergangenen Tagen haben Tausende Demonstranten in der Hauptstadt Port-au-Prince und anderen Orten gegen die UN-Truppen protestiert. Sie werfen den Soldaten vor, die Cholera eingeschleppt zu haben.

In Haitis Krankenhäusern sterben bis zu sieben von hundert Cholerapatienten. Laut Unicef könnte die Sterberate weiter steigen, wenn die Gewalt anhält. Normalerweise liegt die Sterberate bei Cholera unter einem Prozent. Offiziellen Angaben zufolge erlagen der Seuche bisher über 1.100 Menschen, mehr als 18.300 Erkrankungen wurden registriert. Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation befürchtet, dass in den kommenden sechs bis zwölf Monaten bis zu 10.000 Menschen an der Epidemie sterben könnten.

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" beklagte die "langsame Verteilung der Hilfe" in Haiti. Dadurch werde eine rasche Begrenzung der Seuche behindert, sagte der Leiter der Organisation in Haiti, Stefano Zannini. Wie das Rote Kreuz mitteilte, hat die Cholera nun auch ein Gefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince erfasst. Zehn Insassen starben dort in den vergangenen Tagen. Die Hilfsorganisation wies auf die prekären Bedingungen in der überfüllten Haftanstalt hin. 2.000 Häftlinge sitzen dort ein.

Tote bei Protesten

Das humanitäre Büro der EU-Kommission kündigte zusätzliche Hilfe über zwölf Millionen Euro an. Sie sollen an Hilfswerke in den besonders stark betroffenen Regionen im Norden des Landes fließen.

Die gewalttätigen Proteste gegen die Vereinten Nationen begannen am Montag im Norden von Haiti und erreichten am Donnerstag die Hauptstadt Port-au-Prince. Dabei wurden bislang drei Menschen getötet. Die UN-Soldaten wehrten sich mit Tränengas gegen die Angriffe.

Die UN-Mission in Haiti, die nach dem schweren Erdbeben im Januar die Sicherheit im Land gewährleisten soll, bestreitet die Vorwürfe, den Cholera-Erreger ins Land gebracht zu haben. Sie vermutet, dass die Proteste nur wenige Tage vor den Präsidentenwahlen am 28. November von politischen Kräften provoziert werden. Bei den Demonstrationen wurden auch Bilder des Regierungskandidaten Jude Célestin verbrannt.

epd