Papst kommt erstmals zu Staatsbesuch nach Deutschland
Lange wurde spekuliert, jetzt ist es - fast - amtlich: Papst Benedikt XVI. wird im September 2011 nach Deutschland reisen. Das Kirchenoberhaupt besucht voraussichtlich die Hauptstadt Berlin sowie Erfurt und Freiburg. Ob der deutsche Papst auch eine der Reformationsstätten aufsucht, ist noch unklar.
19.11.2010
Von Bernd Buchner

Der Papst nahm eine Einladung von Bundespräsident Christian Wulff an. Das bestätigten das Bundespräsidialamt sowie die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag.  Es wäre der erste Staatsbesuch des katholischen Kirchenoberhaupts in Deutschland. Die beiden bisherigen Reisen zum Weltjugendtag 2005 in Köln sowie nach Bayern ein Jahr darauf waren sogenannte Pastoralreisen, also privat.

"Es ist mir und sehr vielen Menschen in unserem Land eine ganz besondere Freude und Ehre, den Heiligen Vater im 60. Jahr seiner Priesterweihe in seinem Heimatland begrüßen zu dürfen", erklärte Wulff. Joseph Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., wurde am 29. Juni 1951 im Freisinger Dom zum Priester geweiht.

Beziehungen zu Freiburg

Stationen der Visite sind neben der Hauptstadt Berlin, wo voraussichtlich der staatsoffizielle Teil stattfindet, das Bistum Erfurt sowie die Erzdiözese Freiburg. In Freiburg ist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, Erzbischof. Benedikt XVI. hat viele persönliche Verbindungen in die Region. Erst vor wenigen Wochen hatte er die Ehrenmütze der Freiburger Fasnetsrufer in Empfang genommen. Sein Sekretär Georg Gänswein stammt aus dem Schwarzwalddorf Riedern im Wald.

Zollitsch sagte, der Besuch des Heiligen Vaters werde "ein bedeutender Moment im Leben unseres Landes und im Leben unserer Kirche" sein. "Ich bin der festen Überzeugung, dass von ihm für viele Menschen kraftvolle Impulse ausgehen werden." Der Besuch werde die Kirche in Deutschland und ihren Dienst für die Menschen und die Gesellschaft stärken, so der Erzbischof. Er gehe davon aus, dass noch vor Weihnachten Details der Reise bekanntgegeben werden.

Besuch auf der Wartburg?

Die Besuchsziele des Kirchenoberhaupts im thüringischen Bistum Erfurt sind noch nicht bekannt. Der leitende lutherische Bischof Johannes Friedrich hatte vor kurzem erklärt, wenn er sich vom Papstbesuch etwas wünschen könnte, wäre es ein Abstecher zu einer der Reformationsstätten. Martin Luther (1483-1546) studierte in Erfurt und hatte enge Beziehungen zur Stadt. In Eisenach, das auf dem Gebiet der Diözese liegt, verbrachte er einen Teil seiner Kindheit; später war er fast ein Jahr lang in Schutzhaft auf der nahen Wartburg.

Auf dem Reisekalender des Papstes für 2011 stehen bisher ein Kroatienbesuch Anfang Juni, der Weltjugendtag im August in Madrid sowie Visiten in Venedig im Mai sowie in San Marino am 19. Juni. Spekuliert wird seit längerem auch über Reisen in die Dominikanische Republik und nach Puerto Rico, eventuell mit einem Abstecher nach Haiti, sowie nach Vietnam. Benedikt XVI. war in seiner Amtszeit noch nie in Asien.

mit Material von epd und dpa