Buß- und Bettag im Internet: "Auf was wartest Du?"
Ampeln und anderes: Mit einer innovativen Online-Kampagne laden die evangelischen Landeskirchen in Bayern und Kurhessen-Waldeck am Buß- und Bettag zum Nachdenken ein.
16.11.2010
Von Bernd Buchner

Auf der Seite ist zunächst nur eine rote Fußgängerampel zu sehen und sonst nicht viel. Ein gelber Knopf noch, auf den man im wirklichen Leben drücken würde, damit die Ampel auf Grün springt. Es dauert einen Moment, bis man versteht, dass das hier auch online funktioniert - eine der vielen Besonderheiten des Internetportals www.busstag.de, mit dem dem die beiden evangelischen Landeskirchen in Bayern und Kurhessen-Waldeck zum Buß- und Bettag die Menschen dazu ermuntern, sich mit den Themen Besinnung, Neuanfang, Warten und Losgehen auseinanderzusetzen.

1532 wurde der Bußtag im protestantischen Straßburg erstmals gefeiert, 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in Deutschland als arbeitsfreier Feiertag abgeschafft. Diese und viele weitere Informationen rund um den Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag bietet die Plattform, die mit vielen Impulsen zum Mitmachen einlädt und verdeutlicht, dass der Buß- und Bettag keineswegs aus dem Bewusstsein der evangelischen Christen verschwunden ist, sondern im Gegenteil gerade eine Renaissance erlebt.

Darauf verweist auch der kurhessische Bischof Martin Hein in einem Kanzelwort, in dem er zugleich kritisch die Halbherzigkeit in den Blick nimmt, mit der viele wichtige Fragen des menschlichen Miteinanders angegangen werden: "Wie verhalten wir uns zu der wachsenden Zahl armer Menschen in unserem Land? Wie stellen wir uns der Tatsache, dass in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen leben, die alt werden und in späteren Jahren womöglich pflegebedürftig sind? Was hindert uns, mehr als bisher verantwortungsvoll mit den Ressourcen unserer Schöpfung umzugehen?"

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Das Motto der Aktion "Auf was wartest Du?" thematisiert auch ein Videointerview mit dem bayerischen Landesbischof Johannes Friedrich - passenderweise aufgenommen an einer belebten Münchner Straßenkreuzung. Eine Reihe von Gebetsvorschläge finden sich auf der Seite, zudem sind zahllose Gottesdiensttermine zum Buß- und Bettag auf dem Gebiet der beiden benachbarten Landeskirchen aufgelistet. Ergänzt wird das Angebot durch eine Umfrage: Was hindert uns daran, das zu tun, was richtig ist?

Das Plakatmotiv der Aktion - die in der kurhessischen Kirche bereits seit 2001 Tradition hat - können die User als E-Card an Verwandte, Freunde und Bekannte schicken. Pfarrer Jörg Wohlgemuth, Onlineseelsorger der kurhessischen Kirche, bietet per E-Mail Beratung an. Und natürlich können sich die internetaffinen Christen am Buß- und Bettag auf der Plattform rund um die Uhr im Chat austauschen. Wenn sie mit Bischof Hein persönlich chatten wollen, müssen sie sich noch einen Tag gedulden: Am Donnerstag von 20 bis 21 Uhr greift er auf www.busstag.de in die Tasten.