"In der Institution Kirche geht es nicht um den einzelnen Menschen, es geht auch nicht um theologische Impulse, sondern um eine starre, fundamentalistisch orientierte Institution", sagte der 76-jährige Geistliche der "Saarbrücker Zeitung" (Dienstag). Hasenhüttl betonte zugleich, er habe nur die Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts verlassen. In einem Brief an den Trierer Bischof Stephan Ackermann schreibt der Theologe, es sei selbstverständlich, dass er die katholische Kirche als Glaubensgemeinschaft nicht verlasse.
Hasenhüttl habe seinen Austritt bei der Stadt Saarbrücken bereits am 28. September erklärt. In seiner Austrittserklärung bezeichne er sich selbst als unerwünschte Person, die "ausschließlich als Kirchensteuerzahler willkommen" sei. "Alles andere, jeder Vortrag und jede Tätigkeit in einer kirchlichen Institution, wird mir versagt". Seit sieben Jahren habe er vergeblich "gekämpft, gewartet und alles versucht". Der Theologe beruft sich bei seinem Austritt auf ein vatikanisches Dokument aus dem Jahr 2006, nach dem ein formaler Kirchenaustritt noch keinen Abfall vom Glauben darstellt.
Gegen geltendes Kirchenrecht
Der katholische Geistliche hatte 2003 am Rande des Berliner ÖKT gegen geltendes katholisches Kirchenrecht evangelische Christen zum Abendmahl eingeladen und war in der Folge als Priester suspendiert worden. Am Rande des 2. ÖKT in diesem Jahr in München feierte er erneut einen "inoffiziellen" gemeinsamen Abendmahlsgottesdienst für Katholiken und Protestanten. Katholiken ist der Empfang des Abendmahls in einer evangelischen Kirche nicht gestattet. Nach katholischer Lehre wird in den evangelischen Kirchen dieses Sakrament nicht gültig gespendet. An der katholischen Eucharistiefeier dürfen mit wenigen Ausnahmen nur katholische Christen teilnehmen.
In einem Brief an den zuständigen Trierer Bischof Stephan Ackermann, aus dem die Zeitung zitiert, heißt es über die katholische Kirche: "Eine echte Ökumene ist von dieser Institution überhaupt nicht angestrebt." Den ökumenischen Gottesdienst von Ackermann und dem neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, zum Buß- und Bettag an diesem Mittwoch in Trier bezeichnete Hasenhüttl als "Farce". "Man tut so, als ob man gut Freund' wäre, aber in Wirklichkeit will man nichts voneinander wissen."
Besuch vom Bischof
Hasenhüttl hatte Bischof Ackermann im April 2009 gebeten, seine Suspendierung aufzuheben und den Entzug der Lehrerlaubnis rückgängig zu machen. Zunächst hatte es kein Gespräch gegeben, dann habe Ackermann ihn überraschend zu Hause aufgesucht. "Er war sehr freundlich und liebenswürdig, aber in der Sache selbst war es wenig ergiebig", sagte der Theologe. In dem Schreiben an den Bischof heißt es: "Sollte es sich zeigen, dass die katholische Kirche als Institution sich wieder voll an Jesu froher Botschaft orientiert, werde ich gerne in ihr meinen Platz wieder suchen."