Deutsch-russische Koalition gegen Castortransport
Kernkraftgegner aus Deutschland und Russland haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen den geplanten Castortransport aus Ahaus in den Südural verhindern. Die Solidarität wächst.

Deutsche und russische Kernkraftgegner machen gemeinsam Front gegen den geplanten Transport von Atommüll aus dem Zwischenlager Ahaus in den Südural. In Moskau protestieren 137 Umweltschutzinitiativen in einem Brief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen den Transport. In Deutschland zeigten sich Atomkraftgegner am Montag davon überzeugt, dass es angesichts des Widerstands der Stadtstaaten Hamburg und Bremen keine Chance für den Transport gebe.

"Ohne Hafen sind die Castor-Transporte nach Russland nicht durchführbar", sagte Felix Ruwe von der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus". "Es ist nun an der Zeit, dass Umweltminister Röttgen einsieht, dass der Atommüllexport nach Russland unverantwortbar und nicht durchsetzbar ist." Auch aus Russland kam scharfe Kritik. Die Menschen rund um den Atomkomplex Majak im Südural hätten es satt, als Versuchskaninchen missbraucht zu werden, heißt es in dem Schreiben von Umweltschutzinitiativen, das die Organisation Greenpeace in Moskau veröffentlichte. Falls Deutschland trotz der Proteste seinen Atommüll nach Russland bringe, verstehe man dies als Unterstützung dieser Menschenversuche.

Ahlhaus sagt "njet"

Der Hamburger Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) hatte am Freitag klargemacht, dass der schwarz-grüne Senat eine Abwicklung des Atommülltransports ins russische Majak über den Hafen der Hansestadt nicht dulden will. Zuvor hatte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) mitgeteilt, dass sich die zuständige Kommission für Hamburg als Umschlagshafen entschieden habe. Ursprünglich waren auch Bremerhaven und Bremen im Gespräch - dagegen hatte der kleinere Stadtstaat aus Sicherheitsgründen massive Bedenken geltend gemacht.

Bei dem geplanten Transport geht es um Atommüll aus dem früheren DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden. Sachsen hatte die rund 950 Brennelemente im Frühjahr 2005 mit 18 Castor-Behältern nach Ahaus bringen lassen, da Rossendorf als Zwischenlager nicht zugelassen war. Von dort aus soll die atomare Fracht nun in den Atomkomplex Majak im Südural gebracht werden. Das Gelände gilt mit der Region Tschernobyl (Ukraine) als am stärksten radioaktiv verstrahlter Ort der Erde. Einen konkreten Termin für den Transport gibt es nach Angaben der Bundesregierung bislang nicht.

Kein konkreter Termin

Nach Angaben der Atomkraftgegner formiert sich breiter Widerstand gegen den Castorexport. "Immer mehr deutsche Initiativen unterstützen den offenen Brief russischer Umweltschützer an Kanzlerin Merkel, den Atommüllexport zu verbieten. Hier entwickelt sich eine große deutsch-russische Solidaritätswelle. Gemeinsam werden wir diesen hochriskanten Atomdeal stoppen", zeigte sich Matthias Eickhoff vom "Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen" überzeugt.

dpa