Bank und Schule drängen Kinder zu Girokonto
Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hat Eltern mit Unterstützung einer Grundschule in der Hansestadt gedrängt, für ihre Kinder ein Girokonto bei dem Institut zu eröffnen.

Die Hamburger Schulbehörde bestätigte am Montag einen entsprechenden NDR-Bericht. Danach hatten Schulleitung und die Haspa die Aufforderung zur Eröffnung eines Kontos in einem gemeinsamen Schreiben damit begründet, dass das Essen in der Kantine der "Schule am Walde" künftig mit Geldkarten bezahlt werden soll.

"Das geht natürlich überhaupt nicht", sagte eine Sprecherin der Schulbehörde. Die Schulleitung sei aufgefordert worden, das in einem weiteren Schreiben an die Eltern klarzustellen. Es müsse gewährleistet sein, dass das Schulessen mit jedweder Geldkarte sowie in bar bezahlt werden könne. Mit Blick auf die große Nähe der Haspa zu der Grundschule als Partner des Bildungsinstituts verwies die Sprecherin auf die Sponsoringrichtlinie, die genau festlege, was möglich sei und was nicht.

Gemeinsamer Brief an die Eltern

In dem Schreiben von Schulleitung und Haspa heißt es nach NDR-Angaben: "Als Partner der 'Schule am Walde' unterstützen wir sehr gerne die Einführung des neuen Zahlungsmittels und stellen das komplette System zur Verfügung. (...) Bitte eröffnen Sie für Ihr Kind ein Schüler-Girokonto bei der Haspa." Im Briefkopf des Anschreibens stehe das Logo der Grundschule neben dem der Haspa. Unterzeichnet sei das Schreiben von einem Sparkassenmitarbeiter und dem stellvertretenden Schulleiter.

Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg hatte bereits am Sonntag betont, dass in der Schulkantine selbstverständlich auch Geldkarten anderer Institute einsetzbar seien. Die Haspa stelle nur das System zur Verfügung und biete ein kostenloses Schüler-Girokonto an. "Den Informationsbrief werden wir dahingehend noch deutlicher formulieren."

Die Haspa, die größte deutsche Sparkasse, war erst Anfang November in die Schlagzeilen geraten, weil sie psychologische Kundenprofile zum besseren Verkauf von Versicherungen oder Aktien erstellt hatte. Nach eigenen Angaben hat sie diese Praxis inzwischen aufgegeben und alle Profile gelöscht.

Regelmäßiger Sponsor

"Dass die Schule nicht das Gespür dafür hat, wie gefährlich das ist, dass Kinder hier richtig früh für das Bezahlen mit Karten angefixt werden, das wundert mich schon sehr, denn dort sollten doch eigentlich Pädagogen sitzen", sagte Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg dem NDR. Die Schulleitung hat den Brief dagegen dem Bericht zufolge verteidigt und darauf verwiesen, dass die Haspa regelmäßiger Sponsor der Grundschule sei.

Laut NDR treten Sparkassen und Banken über die "Initiative Geldkarte" bundesweit über Schulen an Kinder und Jugendliche heran. In Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein haben demnach knapp 30 Schulen eine Bezahlung der Schulverpflegung per Geldkarte eingeführt. In fast allen Fällen sei der Kooperationspartner eine Sparkasse. Bundesweit hätten rund 350 Schulen die Bezahlung mit der Geldkarte eingeführt.

Die Haspa ist nach eigenen Angaben für die Hälfte der Hamburger Bürger die Hauptbank. Sie wies im vergangenen Jahr eine Bilanzsumme von mehr als 37 Milliarden Euro auf und beschäftigte rund 5.550 Mitarbeiter.

dpa