Bei der Präimplantationdiagnostik werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor ihrer Einpflanzung in den Mutterleib gentechnisch untersucht, um sie bei Erbschädigungen auszusortieren. Mit der Methode können auch das Geschlecht und weitere Merkmale von Embryonen bestimmt werden. Eine Neuregelung zur PID steht an, weil der Bundesgerichtshof im Juli das bisherige Verbot gekippt hatte.
"Ich bin überzeugt davon, dass sich der Mensch nicht selbst schafft und die Zulassung der PID immer größere Weiterungen haben wird", sagte Schavan dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstagsausgabe). Auf dem CDU-Parteitag in Karlsruhe erwarte sie "eine sehr ernsthaft geführte Debatte" zu diesem Thema, erklärte die CDU-Politikerin.
Kaum zu steuernde Entwicklung
Unionsfraktionschef Kauder erwartet indes keine Zerreißprobe um die PID auf dem Parteitag. "Jede Gruppe hat Respekt vor der Meinung der anderen", sagte er der "Passauer Neuen Presse" vom Samstag. "Die Union wird diese Debatte eher stärken." Kauder selbst lehnt die PID ab. "Diese Methode birgt große Gefahren in sich", sagte der CDU-Politiker. Wer einmal die Tür zur Selektion von Embryonen öffne, "wird die Entwicklung kaum noch steuern können".
Reiche sprach sich dafür aus, die PID "in den vom Bundesgerichtshof gezogenen Grenzen" zuzulassen. Der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe) sagte sie, die PID müsse in Fällen angewendet werden dürfen, in denen es eine schwere erbliche Vorbelastung der Eltern gebe. "Für mich ist das ein Ansatz zum Lebensschutz, weil man damit Eltern unterstützen kann, ihren Kinderwunsch zu erfüllen", betonte Reiche.
Für ein PID-Verbot sind in der CDU neben Schavan und Kauder auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Generalsekretär Hermann Gröhe. Eine begrenzte Zulassung der Embryonen-Tests befürworten unter anderen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, Bundesfamilienministerin Kristina Schröder sowie die Parlamentarischen Staatssekretäre Peter Hintze und Ole Schröder.
Schneider: Haltung neu finden
Der EKD-Ratsvorsitzende und rheinische Präses Schneider bekräftigte seine Haltung, dass die evangelische Kirche ihre Position zu Gentests an Embryonen neu finden müsse. Er werbe dafür, dass die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nicht einfach an ihrer 2003 beschlossenen Forderung nach einem PID-Verbot festhalte, sagte er dem "Spiegel". Nötig sei eine offene Debatte. Er selber halte "eine gewisse Öffnung" für möglich. Die Synode der EKD hatte am Mittwoch beschlossen, dass der EKD-Rat in den nächsten Monaten über die PID beraten soll.
epd