Stuttgart-21-Gegner für modernen Kopfbahnhof
Die Stuttgart-21-Gegner propagieren eine Modernisierung des alten Stuttgarter Kopfbahnhofs statt der geplanten unterirdischen Durchgangsstation. Die Bahn lehnt dagegen einen Umbau als zu schwierig ab und warnt vor weiteren Eingriffen in Stadt und Natur. Dies wurde am Freitag bei der vierten Runde der Schlichtungsgespräche zu dem umstrittenen Bahnprojekt unter Leitung von Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler deutlich.

Eine Modernisierung des Kopfbahnhofs ließe sich schrittweise in Modulen leichter verwirklichen als der geplante Tiefbahnhof, machte der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Conradi geltend. Bahn- Vorstand Volker Kefer entgegnete, der Umbau des Kopfbahnhofs im laufenden Betrieb sei schwierig und langwierig.

Aus Sicht der Gegner sei bei einem Umbau sowohl der kilometerlange Tunnel entbehrlich wie auch ein umfangreiches Grundwassermanagement zu Regulierung des Wasserspiegels. Der Tübinger Oberbürgermeister und Grünen-Verkehrsexperte Boris Palmer sagte, bei einer Modernisierung des Kopfbahnhofs ließe sich sogar die Zahl der zu fahrenden Züge auf 52 pro Stunde steigern, während die Planer von Stuttgart 21 nur von 38 ausgingen.

Bahn warnt vor Durchschneidung des Neckartals

Bahn-Vorstand Kefer erwiderte, beim Umbaukonzept würden einzelne Quartiere der Landeshauptstadt sowie das Neckartal östlich von Stuttgart stark durchschnitten. Außerdem müsste der Kopfbahnhof "unter dem rollenden Rad" umgebaut werden. Dagegen werde bei der Verlegung des Bahnhofs unter die Erde - quer zur jetzigen Gleisführung - der laufende Bahnbetriebs nicht beeinträchtigt.

Die Kosten für einen möglichen Abbruch des Projekts Stuttgart 21 bezifferte Kefer auf etwa 600 Millionen Euro. Zudem müssten die Erlöse für den Grundstücksverkauf der nach bisheriger Planung nicht mehr benötigten Gleisflächen in Höhe von 900 Millionen Euro zurückgezahlt werden. Zusammen mit diesen Beträgen würde das Umbaukonzept mit 2,5 Milliarden Euro in etwa so teuer kommen wie Stuttgart 21.

Schlichter Geißler: Baurecht dringend verändern

Geißler plädierte für schnellere Verfahren bei der Planung von Großprojekten. "Das Baurecht muss dringend verändert werden." So laufe die Planung für die Verlegung des Hauptbahnhofs unter die Erde und den Bau einer neuen Schnellbahntrasse schon seit gut 16 Jahren. «Wir sollten Initiativen ergreifen, um diese Verfahren zu verbessern.»

dpa