Friedensnobelpreisträger mit Kesten-Preis für Literatur geehrt
Einen Monat vor der Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo ist der chinesische Bürgerrechtler mit dem Hermann-Kesten-Preis des deutschen PEN-Zentrums geehrt worden.

Die Umstände der Feier beim Autorenverband PEN am Donnerstagabend in Darmstadt waren in der 25-jährigen Geschichte der Auszeichnung ein einmaliger Vorgang. Weder der 54-Jährige noch seine Ehefrau Liu Xia konnten zur Verleihung kommen. Liu Xiaobo ist zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Liu Xia wurde von der kommunistischen Führung unter Hausarrest gestellt.

Preisverleihung ohne Preisträger

"Liu Xiaobo steht für eine Form des zivilen Engagements, das sich durch seinen dezidiert gewaltlosen Charakter auszeichnet", sagte Laudator Tilman Spengler. Er sprach, hinter sich ein großes Foto des lächelnden Ehepaares, als ob beide im Saal anwesend wären. Der Historiker und China-Kenner zog eine Parallele zur friedlichen Revolution 1989 in Deutschland. "Die Geschichte hat uns gelehrt, dass eine repressive Staatsmacht immer dann besonders dumm dasteht, wenn sie es mit Einfallsreichtum, mit Kunst und mit Gewaltlosigkeit zu tun hat." Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert. Sie erinnert an den ehemaligen PEN-Präsidenten Hermann Kesten.

Statt Liu Xiaobo nahm die Präsidentin des Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrums, Tienchi Martin-Liao, die Urkunde entgegen. "Wir hoffen, dass sie möglichst bald dem Preisträger überreicht werden kann", sagte der Präsident des PEN, Johano Strasser.

"Als gute Freundin und Kollegin von Liu Xiaobo seit einigen Jahrzehnten weiß ich, dass er außerordentlich glücklich und stolz ist, dass er so eine hohe Auszeichnung aus Deutschland bekommt", sagte Tienchi Martin-Liao. Der Namensgeber Hermann Kesten sei ein Schriftsteller gewesen, der zahlreiche Kollegen vor der Verfolgung durch das Nazi-Regime gerettet und sich für Recht und Freiheit eingesetzt habe.

China wertet Auszeichnung als eine Provokation

Den Hermann-Kesten-Preis erhielt im vergangenen Jahr Spaniens bekannter Untersuchungsrichter Baltasar Garzón. Ausgezeichnet wurden auch die 2006 ermordete russische Journalistin Anna Politkowskaja oder posthum der 2007 erschossene türkisch-armenische Journalist Hrant Dink.

Auch die Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember in Oslo wird aller Voraussicht nach ohne Liu Xiaobo oder seine Frau stattfinden müssen. Die chinesische Regierung wertet die Auszeichnung als eine Provokation des Westens.

dpa