"Es geht uns nicht um Verschleierung", betonte Marx, der kürzlich von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal bestimmt worden war. Doch die Aktenlage sei lückenhaft, viele Täter seien bereits verstorben. Daher sei es wichtig, genaue Untersuchungen anzustellen und "glaubwürdige und wahrheitsgetreue" Ergebnisse zu den vergangenen 60 Jahren zu liefern. Marx sagte zugleich, dass ihn die Fälle sexuellen Missbrauchs weiterhin belasteten: "Ich hätte gern auf den Kardinalshut verzichtet, wenn mir das Jahr 2010 in Teilen erspart geblieben wäre."
Mit der Präventionsarbeit in der katholischen Kirche zeigte sich der Erzbischof aber zufrieden. Auf bayerischer Ebene soll auf Beschluss der Bischofskonferenz bei der Landesstelle für Katholische Jugendarbeit in Bayern eine Fachstelle "Prävention sexueller Gewalt" eingerichtet werden. Zu ihren Aufgaben zählten unter anderem die Prävention sexuellen Missbrauchs in der Jugendarbeit, Fortbildungen sowie eine Vernetzung von Kirche, Jugendämtern und der Polizei, so Marx.
Gegen Zulassung von PID
Ein weiteres großes Thema bei der Freisinger Bischofskonferenz war die Präimplantationsdiagnostik (PID). Die bayerischen Bischöfe lehnten jede "Lösung, die die PID zulässt, entschieden ab", erklärte Marx. Ein Embryo genieße Menschenwürde und Menschenrechte. Befürworte der Gesetzgeber die PID, öffne er ein "Tor für die Philosophie, zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben zu unterscheiden", betonte Marx. "In der Frage des Lebens darf es keine Abwägung geben."
Erfreut zeigte sich Marx über einen gemeinsamen Weg der katholischen und evangelischen Kirche in der PID-Frage. Er sei "dankbar", dass der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich seine ablehnende Haltung deutlich gemacht habe. "Wir haben damit eine gemeinsame christliche Überzeugung in Bayern, die wir gemeinsam äußern können", sagte Marx. In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt es allerdings keine einhellige Position zur PID.