"Die Hüttenwirtin", 19. November, 20.15 Uhr im Ersten
Diese Art Geschichte ist schon so oft erzählt worden, dass man bloß die Zutaten kennen muss, um den weiteren Verlauf exakt vorhersagen zu können. Handlungsort: das beschauliche Ellmau in Tirol. Die Mitwirkenden: Sandra, eine offenbar erfolgreiche Karrierefrau (Christina Plate) aus der Berliner PR-Branche, die ihrer Heimat in den Bergen vor geraumer Zeit den Rücken gekehrt hat und nach dem Tod des Vaters Besitzerin einer Almhütte ist. In ihrem Schlepptau: ihr Freund Matthias (Michael Roll), der die Hütte so schnell wie möglich verkaufen will, um mit dem Geld in Berlin eine gemeinsame luxuriöse Eigentumswohnung finanzieren zu können. Sandras neu erwachte Heimatliebe findet Matthias einigermaßen befremdlich. Die Gefühle haben allerdings einen Namen: Markus (Jan Sosniok) ist Sandras Jugendliebe und immer noch solo.
Die beiden hatten einst eine Romeo-und-Julia-Beziehung. Ihre Väter waren einander in derart inniger Erzfeindschaft zugetan, dass der Hass über den Tod hinaus reicht: Markus’ Vater, Xaver Riemer (August Schmölzer), hat sich in den letzten dreißig Jahren ein kleines Gastronomie-Imperium aufgebaut, aber sein eigentlicher Antrieb ist die Vernichtung der Almhütte. Die liegt auf halbem Weg zum Gipfel, hat eine eigene Haltestelle für die örtliche Alpenbahn und schnappt Riemer regelmäßig die Kunden für sein Berglokal weg.
Mehr muss man nicht erzählen; wie’s weitergeht, weiß man ohnehin. Freundinnen des Genres sei "Die Hüttenwirtin" dennoch empfohlen, und das nicht nur, weil das Panorama der Tiroler Alpen so wunderbar zur Geltung kommt; das allerdings ist quasi im Preis mit inbegriffen, schließlich hat sich die regionale Filmförderung mit einem ordentlichen Anteil an den Produktionskosten beteiligt. Nicht minder sehenswert und vor allem einfallsreich sind die vielen Gemeinheiten, die sich Riemer ausdenkt, um mit Unterstützung seiner Speichellecker alle Bemühungen Sandras, die Hütte wieder zu einer Attraktion zu machen, zu sabotieren.
Selbstredend ist Riemer wie immer in diesen Filmen auch der Bürgermeister des Ortes, was seine Schande noch verdoppelt. Das sieht auch Markus so; Autor Maximilian Krückl, der sich selbst die Rolle des etwas tapsigen, aber liebenswerten Mädchen für alles auf der Hütte ausgedacht hat, kann die Handlung durch Markus’ Seitenwechsel um einen Vater-Sohn-Konflikt bereichern. Als sich dann auch noch Matthias von Riemer einspannen lässt, weil er hofft, dass Sandra nach Berlin und damit zu ihm zurückkehrt, wenn das Unternehmen Hüttenwirtin scheitert, ist der Weg frei fürs Happy End.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).