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Na, das ist doch mal eine gute Nachricht. "Schule in Deutschland ist besser als man denkt", sagte der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Thomas Rauschenbach, auf der EKD-Synode in Hannover, und man mochte es kaum glauben. Wie bitte, gute Noten fürs deutsche Schulsystem? Moment mal. Überfüllte Klassen – Note sechs. Frühes Aussortieren –Note sechs. Ein Flickenteppich von bizarren Schulgesetzen, in jedem Land ein anderes – Note sechs. Und das nennt der Forscher gut?
Stimmt alles, sagt der Jugendforscher, aber der Effekt der Schule werde "grob überschätzt". Es geht ja bei dieser Synode um das Thema "Bildungsgerechtigkeit". Es ist ungerecht in Deutschland, da sind sich alle einig, in kaum einem anderen Land in Europa entscheidet die Herkunft so gnadenlos über den späteren Erfolg im Leben. Aber warum genau?
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Es muss sich was ändern
Weil besser gestellte Eltern ihre Kinder in bessere Schulen schicken, übrigens auch gerne in evangelische? Ja, das auch. Aber wichtiger als die formale Schulbildung, sagt der Forscher, sei künftig die "Alltagsbildung". Und da wird"s spannend für die Kirche. Denn mit Alltagsbildung meint der Forscher so Dinge wie: Bringt jemand meinem Kind das Kochen bei? Nimmt es jemand an der Hand bei den ersten Schritten durchs Internet? Spielt jemand mit ihm Fußball und lernt mit ihm nicht nur das Siegen, sondern auch das Verlieren? Die Schule kann das nicht alleine leisten und die meisten Familien auch nicht.
Hier gibt es richtig viel zu tun für Gemeinden, für Sportvereine, für Jugendgruppen, für den Konfirmandenunterrricht. Aber es muss sich was verändern.
Die Zahlen sind alarmierend, Ganztagsschüler engagieren sich ein Drittel weniger ehrenamtlich als Halbtagsschüler. Und die Konfi-Zahlen gehen zurück, seit die Gymnasiasten im G8-Stress schwitzen. Deshalb ist jetzt die große Zeit der Vernetzung angebrochen. Konfi darf nicht der siebte Pflichttermin in der Woche sein. Und die Sportvereine dürfen nicht beleidigt auf ihrer Jahrestagung sagen, ihnen fehle der Nachwuchs.
Hilfsprojekte statt Schule
Die Schulen müssen raus aus ihren Klassenzimmern, und seien es drei Wochen Hilfsprojekt statt Schule. Und die Kirche und die Vereine müssen rein in den Ganztagsbereich der Schulen. Es braucht nicht, wie der Gassenhauer jeder Synode besagt, "ein Dorf, um ein Kind zu erziehen". Dorf war gestern, und man sollte mit solchen Bildern vorsichtig sein auf einer Synode, auf der auch viel von der Verödung des ländlichen Raums die Rede war. Die Idylle kommt nicht wieder. Es braucht viele, um ein Kind zu erziehen. Und sie müssen auch gar nicht alle aus dem selben Dorf kommen, Hauptsache, sie machen sich auf den Weg.
Ursula Ott, 45, ist stellvertretende Chefredakteurin von chrismon und Chefredakteurin von evangelisch.de.