EKD-Synode: Scharfe Kritik an der Atompolitik
Kritik an der Atompolitik der Bundesregierung und eine Debatte über die ethische Bewertung der Präimplantationsdiagnostik haben den ersten Tag der Synode der EKD bestimmt.

Zu Beginn der EKD-Synodentagung am Sonntag in Hannover forderte der amtierende Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider eine Energiepolitik, die nicht auf Atomkraft setzt.

Erneuerbaren Energien gehöre die Zukunft. Angesichts des Castor-Transports nach Gorleben kritisierte der hannoversche Bischofsvikar Hans-Hermann Jantzen im Eröffnungsgottesdienst eine Vorfestlegung auf den Salzstock im Wendland als Endlager für Atommüll.

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Bundespräsident Christian Wulff betonte in einem Grußwort an das Kirchenparlament die Bedeutung des christlichen Glaubens für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Am Nachmittag debattierten die 126 Mitglieder des Kirchenparlaments über die ethische Bewertung der Präimplantationsdiagnostik (PID).

Der rheinische Präses Schneider verwies in seinem Bericht an die Synode auf die ungelöste Frage der Endlagerung von Atommüll. "Für mich übersteigt die Dauer der Strahlung der einzulagernden Brennelemente das dem Menschen gegebene Maß an Verantwortungsmöglichkeit", sagte Schneider, der in Hannover für die nächsten fünf Jahre zum Ratsvorsitzenden gewählt werden soll. Seit dem Rücktritt von Margot Käßmann Ende Februar übt er das Amt kommissarisch aus. Das Kirchenparlament tagt bis Mittwoch in Hannover, die Wahl zum Ratsvorsitz ist für Dienstag geplant.

Abzug aus Afghanistan

Schneider unterstrich die Forderung der EKD nach einer Ausstiegsstrategie für die Bundeswehr in Afghanistan. Zuvor hatte Bischofsvikar Jantzen in seiner Predigt in der hannoverschen Marktkirche eingeräumt, dass zur Schaffung von Frieden "im äußersten Fall" auch ein militärisches Eingreifen gehören kann, um schlimmeres Unheil zu verhüten. In Afghanistan jedoch müsse dem zivilen Aufbau des Landes stärker als bisher Vorrang eingeräumt werden.

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Jantzen lobte Bundespräsident Wulff, der mit seiner Frau Bettina den Gottesdienst besuchte, für dessen "deutlichen Worte" in der Integrationsdebatte. "Zu Recht verweisen wir auf unser jüdisch-christliches Wertefundament", sagte der Bischofsvikar. Doch gerade das beinhalte den Abbau von Vorurteilen, statt Ressentiments zu schüren.

In seinem Grußwort stellte der Katholik Wulff rund einen Monat nach seiner viel diskutierten Äußerung, wonach auch der Islam ein Teil Deutschlands sei, die christlichen Wurzeln des Landes heraus und betonte die "innere Kraft der Kirchen". Insbesondere lobte er die kirchliche Sozialarbeit in katholischer Caritas und evangelischer Diakonie.

Präses Schneider sprach sich für eine neue Debatte in der EKD über die PID aus. Im Interesse von Eltern, die an schweren Erbkrankheiten leiden, sollte die ethische Diskussion neu aufgenommen werden. Bislang hatte sich der Rat der EKD strikt für ein Verbot der PID ausgesprochen.

Schneider sagte, es sei zu kurz geschlossen, "wenn mit absoluter Gewissheit postuliert wird: Geburtenverhütung, pränatale Diagnostik, künstliche Befruchtung und die Präimplantationsdiagnostik pfuschen Gott ins Handwerk und negieren das Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer". Der rheinische Präses betonte, er empfinde Sympathie für Eltern, die die PID als Hilfe ansehen. Ihm sei allerdings bewusst, wie schwer es wäre, Grenzen festzuschreiben und in der Praxis durchzuhalten.

Präimplantationsdiagnostik

In der anschließenden Debatte wurden die unterschiedlichen Position zur Embryonendiagnostik deutlich. Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich unterstrich seine Position, dass die PID verboten werden sollte, weil Grenzen nicht einzuhalten seien. Auch Synodenpräses Katrin Göring-Eckardt stellte heraus, wie schwierig es sei, schwere Erbkrankheiten zu definieren, für die eine Diagnostik erlaubt werden könnte. Mehrere Synodale sprachen sich dafür aus, eine Arbeitsgruppe unter Einbeziehung des Rates des EKD, des Bundesverbandes evangelische Behindertenhilfe und der Diakonie einzurichten, um die ethischen Fragen zu erörtern.

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Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor ihrer Einpflanzung in den Mutterleib gentechnisch untersucht. Die Diagnostik soll eine Selektion von Embryonen und damit zuvorderst die Weitergabe genetischer Erbkrankheiten verhindern. Mit ihr können aber auch das Geschlecht und weitere Merkmale von Embryonen bestimmt werden. Eine Neuregelung steht an, weil der Bundesgerichtshof im Juli das bisherige Verbot gekippt hatte. Die Regierungskoalition strebt deshalb eine Gesetzesinitiative an.

epd