Gott allein sei Herr über Leben und Tod, sagte Friedrich. Menschen dürften sich "niemals anmaßen, zwischen 'lebenswert' und 'lebensunwert' zu unterscheiden und menschlichem Leben das Lebensrecht absprechen", sagte Friedrich in seiner Predigt zur Eröffnung der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) am Donnerstag in Hannover.
Das lutherische Kirchenparlament berät das Schwerpunktthema "Pfarrerbild und Pfarrerbildung". Auf der Tagesordnung der Generalsynode, die zunächst bis Samstag und noch einmal am Dienstag berät, stehen der Bericht des Leitenden Bischofs der VELKD, Friedrich, und des Catholica-Beauftragten, Braunschweigs Landesbischof Friedrich Weber. Die Generalsynode besteht aus 50 Mitgliedern, die zugleich der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehören. Die VELKD ist ein Zusammenschluss von acht evangelisch-lutherischen Landeskirchen mit rund zehn Millionen Gemeindemitgliedern.
"Alles menschliche Leben ist zu schützen"
Bischof Friedrich sagte laut Predigttext, er wisse, dass manche Eltern noch vor der Einpflanzung eines Embryos über seine Gesundheit oder Krankheit Bescheid wissen wollten, um diesen dann zu erwählen oder zu verwerfen. "Ich weiß, dass manche Menschen darauf hinweisen, dass es aus seelsorgerlichen Gründen für manche Eltern wichtig wäre, diese Möglichkeit zu haben", sagte er. "Das hindert aber nicht, deutlich zu sagen, dass alles menschliche Leben - und dieses beginnt mit der Vereinigung von Ei und Samenzelle - von uns zu schützen ist", argumentierte der evangelische Theologe.
Bei der Präimplantationsdiagnostik werden Embryonen, die durch künstliche Befruchtung entstanden sind, genetisch untersucht, bevor sie in den Mutterleib eingesetzt werden. Damit soll die Weitergabe von Erbkrankheiten verhindert werden. Ausgelöst hat die aktuelle Debatte über Präimplantationsdiagnostik ein Urteil des Bundesgerichtshofs vom Juli, in dem das bislang in Deutschland geltende Verbot der PID faktisch aufgehoben wurde. Die Regierungskoalition strebt deshalb eine gesetzliche Neuregelung an. Es wird erwartet, dass die PID-Debatte auch die EKD-Synode beschäftigen wird, die am Sonntag in Hannover beginnt.
Keine einheitliche Meinung
In der evangelischen Kirche gibt es keine einheitliche Position zur PID. Wie Friedrich spricht sich auch der kurhessische evangelische Bischof Martin Hein gegen eine Zulassung aus. Im Unterschied dazu schließt der amtierende EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider eine Zulassung in begrenzten Fällen nicht aus. Er habe viel Sympathie dafür, die PID zu erlauben, wenn die "stark begründete" Gefahr bestehe, dass die Eltern ihre Anlage zu schwersten Erbkrankheiten an ihr Kind weitergeben, sagte Schneider kürzlich.
In einem Grußwort äußerte sich der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Munib Younan, besorgt über die fortdauernde Auswanderung von Christen aus dem Nahen und Mittleren Osten. Die Emigration vor allem jüngerer und gebildeter Menschen bedrohe die Präsenz des Christentums in der Region, in der es seinen Ursprung habe, sagte Younan, der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land ist. Als Gründe für die Abwanderung nannte er die israelische Besatzung, fehlende Wohnungen und Arbeitsplätze sowie wachsenden Extremismus.
Zum Auftakt der Synoden-Beratungen wurde Superintendent Philipp Meyer (Hameln) zum neuen ersten Vizepräsidenten der Generalsynode gewählt. Er löst den früheren Uelzener Propst Wolf von Nordheim ab, der in das EKD-Kirchenamt gewechselt war. Geleitet wird die Generalsynode von Wilfried Hartmann (Hamburg). Zweiter Vizepräsident ist Pfarrer Carsten Rentzing (Annaberg-Buchholz).