Filmtipps: Diese Woche neu im Kino
Die Redaktion von "epd film" hat die Filme der Woche ausgesucht. Dazu zählen Lars Kraumes Vision der Festung Europa: "Die kommenden Tage" sowie "Carlos – Der Schakal".

Die kommenden Tage (Deutschland 2010)

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Europa in der nahen Zukunft: Eine gewaltige Mauer umgibt den ganzen Kontinent, um die unerwünschten Flüchtlingshorden aus der Dritten Welt auf Abstand zu halten. Das Internet wird von Terroristen stillgelegt, im Nahen Osten tobt der vierte Golfkrieg. Und auch in den Städten ist Gewalt längst zum Alltag geworden: Demonstranten liefern sich heftige Straßenschlachten mit der Polizei. Inmitten dieser fragilen Welt, die nur einen Steinwurf von der unseren entfernt zu sein scheint, muss sich Laura (Bernadette Heerwagen) zwischen ihrem Kinderwunsch und ihrer großen Liebe, dem Anwalt Hans (Daniel Brühl), entscheiden, während ihre ältere Schwester Cecilia (Johanna Wokalek) durch die Liebe zu dem skrupellosen Konstantin (August Diehl) der Faszination einer Terrorgruppe erliegt. Regisseur Lars Kraume („Keine Lieder über Liebe“) gelingt eine ungewöhnliche Gratwanderung zwischen Thriller, Familiendrama und Liebesfilm. Erschreckend vorstellbar – und schrecklich sehenswert.

Regie, Buch: Lars Kraume. Mit: Bernadette Heerwangen, Daniel Brühl, Johanna Wokalek, August Diehl, Susanne Lothar, Mehdi Nebbou. 125 Min. FSK: ab 12, ff.

Machete (USA 2010)

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Er hat vermutlich eines der markantesten Gesichter der Filmgeschichte: Danny Trejo, Cousin des US-Regisseurs Robert Rodriguez („Planet Terror“, „Spy Kids“, „Desperado“), hat nach zahlreichen Nebenrollen als Fiesling („Desperado“, „From Dusk Till Dawn“, „Irgendwann in Mexiko“) seine von den Fans lange herbeigesehnte erste Hauptrolle bekommen. Als ehemaliger FBI-Mann Machete Cortez soll er den rassistischen US-Senator McLaughlin (Robert De Niro) umbringen, wird jedoch von seinem Auftraggeber verraten und landet schwerverletzt im Krankenhaus. Er schart seinen Bruder (Cheech Marin) – einen kanonenschwingenden Geistlichen – und einige illegale Einwanderer um sich und begibt sich auf einen blutigen Rachefeldzug. Die Grundlage für „Machete“ hatten Robert Rodriguez und sein Freund Quentin Tarantino bereits 2007 mit einem fingierten Trailer im Rahmen ihres „Grindhouse“-Projekts geschaffen.

Regie: Robert Rodriguez, Ethan Maniquis. Buch: Robert Rodriguez, Alvaro Rodriguez. Mit: Danny Trejo, Robert De Niro, Jessica Alba, Steven Seagal, Don Johnson, Lindsay Lohan. 105 Min. FSK: KJ, ff.

Orly (Deutschland/Frankreich 2010)

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Der früheren Theaterschauspielerin Angela Schanelec liegt die Lebendigkeit ihrer Figuren besonders am Herzen. So auch in „Orly“: In der großen Halle des Flughafens Paris-Orly beobachtet sie wartende Menschen mit der Kamera und konstruiert deren Geschichten – zerbrechliche Begegnungen, wie das Leben sie schreibt. Juliette befindet sich auf dem Weg nach Kanada zu ihrem Mann, sehnt sich aber danach, in ihre Heimatstadt Paris zurückzuziehen – und begegnet einem Musikproduzenten, der just diese Entscheidung gerade getroffen hat. Auf dem Weg zur Beerdigung ihres Mannes beichtet eine Mutter dem Sohn von ihrem Ehebruch. Ein Rucksack-Tourist wartet auf seine Freundin, doch die beiden verlieren sich aus den Augen. Und alle warten sie wie Tausende anderer Menschen auf ihren Flug. Auf dem 6. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen gewann „Orly“ den Preis für den besten Film.

Regie, Buch: Angela Schanelec. Mit: Josse De Pauw, Maren Eggert, Natacha Régnier, Bruno Todeschini, Mireille Perrier, Emile Berling, Jirka Zett. 84 Min. FSK: o.Al., ff.

Carlos – Der Schakal (Frankreich/Deutschland 2010)

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Die jüngere Filmlandschaft ist vom Terror erfüllt: Nach „Public Enemy No. 1“ und dem „Baader Meinhof Komplex“ erreicht das Genrekino mit der französisch-deutschen Koproduktion „Carlos – Der Schakal“ einen Höhepunkt. Olivier Assayas porträtiert den Prototypen des globalen Terrorismus: den Venezolaner Ilich Ramírez Sanchez, genannt Carlos, der nach seiner OPEC-Geiselnahme 1975 zum international meistgesuchten Terroristen aufsteigt. Carlos wird zu einem Mythos, zu einem Phantom, hochgefährlich und charismatisch, verführerisch gespielt von Edgar Ramírez, der wie Carlos mehrsprachig aufgewachsen ist. Olivier Assayas’ Biopic ist eine souveräne Gratwanderung zwischen Historie und Fiktion und zeigt in der dreistündigen Kinofassung atemberaubende Bilder aus einer unruhigen Zeit. Für das Fernsehen wurde der Film als fünfeinhalbstündiger Dreiteiler konzipiert – zu sehen in ausgewählten Kinos.

Regie: Olivier Assayas. Buch: Olivier Assayas, Dan Franck. Mit: Edgar Ramírez, Nora von Waldstätten, Alexander Scheer, Christoph Bach, Julia Hummer, Katharina Schüttler. 190 Min. FSK: ab 16, ff. FBW: besonders wertvoll.

epd