"Glückstreffer - Anne und der Boxer", 2. November, 20.15 Uhr auf Sat.1
Die einzige echte Überraschung in dieser zwar durchaus netten, aber komplett vorhersehbaren romantischen Komödie ist Hendrik Duryn. Der Titeldarsteller aus der im letzten Jahr als beste Serie ausgezeichneten RTL-Sitcom „Der Lehrer“ hat offensichtlich viel Zeit und Arbeit in seinen Körper investiert, um überzeugend in die Rolle eines Ex-Boxers zu schlüpfen.
Weil der einstige „Kamikaze-Kalle“ heute ein Schatten seines früheren Selbst ist, muss er sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten. Und da Karl in Wirklichkeit ein Herz aus Gold hat, ist er die denkbar schlechteste Besetzung für den Job eines Geldeintreibers: Ein Bordellbesitzer (Götz Schubert) setzt ihn auf eine verwitwete alleinerziehende Mutter an, die sich beim Umbau eines geerbten Hauses in eine Pension übernommen hat, sich bei der Unterweltgröße Geld leihen musste und nun mit den Zahlungen in Rückstand ist.
Karl baut sich buchstäblich vor ihrem Haus auf, muss aber bald erkennen, dass er mit Drohgebärden bei der selbstbewussten Anne (Alexandra Neldel) nicht weit kommt. Kurzerhand packt er bei der Renovierung mit an, denn die Zeit drängt: Anne hofft auf einen Zuschuss des Bürgermeisters (Kai Ivo Baulitz), nicht ahnend, dass der ganz andere Pläne mit ihrem Haus hat. Natürlich verliebt sich das ungleiche Paar ineinander, aber als Anne glauben muss, dass Karl die Renovierung sabotiert hat, sieht er nur eine Chance, ihr zu helfen und gleichzeitig seine Liebe zu beweisen: Er muss ein letztes Mal in den Ring klettern.
Nach ihrem Sensationserfolg als „Wanderhure“ ist die Rolle der ganz normalen Mutter, die sich nicht unterkriegen lässt, für Alexandra Neldel eine Nummer kleiner. Gerade die gemeinsamen Szenen mit Duryn sind jedoch durchaus hübsch. Davon abgesehen lebt der Film vor allem von den amüsanten Details, mit denen das Drehbuch (Wiebke Jaspersen und Jürgen Weber) die Geschichte immer wieder auffrischt. Gerade Annes kleiner Sohn, ein großer Fan von Kamikaze-Kalle, sorgt für viel Heiterkeit, sei es beim gemeinsamen Boxtraining oder beim Querflöten. Regisseur Joseph Orr führt die großen und kleinen Darsteller ohnehin sehr gut; dass die Geschichte eher dünn ist, lässt sich daher verschmerzen.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).