Arbeitslosenzahl sinkt auf unter drei Millionen
Gute Arbeitsmarktszahlen - diesmal aus Berlin: Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist nach Angaben der Bundesregierung erstmals seit zwei Jahren unter die Drei-Millionen-Marke gerutscht.

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bezifferte die Zahl der Jobsucher am Mittwoch mit 2,945 Millionen. Dies ist der niedrigste Oktoberwert seit 1992. Die Arbeitslosenquote sank auf 7,0 Prozent. Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise will an diesem Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Nürnberg die Einzelheiten erläutern.

"Ein ganz großer Erfolg für die Menschen"

Im Vergleich zum Vormonat ging die Zahl der Arbeitslosen im Oktober um 86.000 zurück. Vor einem Jahr waren noch 283.000 mehr Menschen arbeitslos gewesen. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosenzahl zum Vormonat nur um 3.000. Arbeitsmarktexperten hatten in einer dpa-Umfrage allerdings einen noch höheren Rückgang der Oktober-Arbeitslosigkeit erwartet. Nach ihren Berechnungen ist die Erwerbslosigkeit im zu Ende gehenden Monat sogar auf 2,93 Millionen gesunken.

"Das ist ein ganz großer Erfolg für die Menschen", sagte von der Leyen. Der Aufschwung und die gute Arbeit der Jobcenter zahlten sich aus. Die Regierung wolle diesen historischen Erfolg aber nicht nur feiern, sondern die verbleibenden Arbeitslosen schnell in Arbeit bringen. Eine große Herausforderung bleibe der Fachkräftemangel.

Bundesagentur für Arbeit über Bekanntgabe überrascht

In Kreisen der Bundesagentur für Arbeit hatte die vorzeitige Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen am Mittwoch für Überraschung gesorgt. Für gewöhnlich behält sich die Nürnberger Bundesagentur-Führung die Veröffentlichung der Daten vor. Der dafür langfristig festgesetzte Termin ist europaweit mit Arbeitsverwaltungen anderer Länder abgestimmt. Auf entsprechende Journalistenfragen sagte die Ministerin, sie habe nur den arbeitsmarktpolitischen Erfolg mit ihrem Auftritt würdigen wollen.

Nach Experteneinschätzung wird die Arbeitslosigkeit in Deutschland im kommenden Jahr nur für kurze Zeit über die Drei-Millionen-Marke steigen. Den größten Teil des Jahres 2011 werde es weniger als drei Millionen Jobsucher geben, prognostizierten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Gründe seien der robuste Wirtschaftsaufschwung und die sich weiterhin bessernde Auftragslage vieler Unternehmen.

Zwei Millionen Arbeitslose möglich

Experten halten es für möglich, dass sie schon 2012 unter die Marke von zwei Millionen fällt. "Wenn der Abbau der Arbeitslosigkeit sich in diesem Tempo fortsetzt, könnte die nächste Millionenmarke schon im Oktober oder November 2012 geknackt sein", sagte Hilmar Schneider, Arbeitsmarktdirektor am Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit in Bonn der "Welt (Donnerstag). Voraussetzung sei allerdings, dass es nicht zu einer erneuten Wirtschaftskrise komme.

"Die Zwei-Millionen-Marke, also etwa fünf Prozent Arbeitslosenquote, sind erreichbar", sagte Professor Michael Hüther vom Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstag). Die Nachfrage nach deutschen Produkten insbesondere im Industriebereich ziehe eine Welle der Beschäftigung nach sich. Zudem mache sich die demografische Wende bemerkbar. "Wir sind in einem Markt, in dem zusehends nicht mehr Mangel an Arbeit herrscht, sondern an Arbeitskräften.".

Arbeitsmarktexperte Schneider sagte, Hartz IV wirke. Allerdings entfalte die Reform ihre Wirkung weniger bei den Langzeitarbeitslosen, sondern bei den Arbeitslosen, die gerade ihren Job verloren hätten. Für diese Menschen stehe Hartz IV als sehr harte Drohung am Ende eines Jahres mit Arbeitslosengeld.

dpa