Trotz massiver internationaler Maßnahmen zur Bekämpfung der Cholera steigt die Zahl der Toten und Infizierten in Haiti weiter an. Wie das Gesundheitsministerium des Karibikstaates am Dienstagabend in Port-au-Prince mitteilte, sind inzwischen mindestens 295 Menschen an der Krankheit gestorben. Die Zahl der Infizierten stieg auf über 3.600. Regierung und internationale Hilfsorganisationen begannen, Chlor zur Desinfizierung des Trinkwassers zu verteilen.
Dominikanische Republik sperrt Grenzübergänge zu Haiti
Haitis Gesundheitsministerium äußerte sich besorgt über die Situation in den Obdachlosenlagern in Port-au-Prince. Dort leben derzeit mehrere Hunderttausend Menschen, die beim Erdbeben im Januar ihr Haus verloren. Bisher traten die meisten Todesfälle und Erkrankungen im Norden des Landes auf. In der Hauptstadt wurde bislang nur ein Todesfall durch Cholera bestätigt.
Die Dominikanische Republik meldete die weitgehende Schließung der Grenzübergänge zu Haiti. Laut der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation ist die Gefahr groß, dass sich die Cholera auch im Nachbarland ausbreitet. In der Dominikanischen Republik leben und arbeiten rund eine Million Haitianer.
Vorsichtsmaßnahmen trafen auch Mexiko und Kolumbien. In Mexiko riefen die Behörden die Bevölkerung dazu auf, bei verdächtigen Symptomen sofort das Krankenhaus aufzusuchen.
[listbox:title=Was ist Cholera?[Cholera ist eine bakterielle Erkrankung des Dünndarms und verursacht lebensgefährliche Durchfälle. Patienten können mehr als 20 Liter Wasser am Tag verlieren. Im Extremfall führt Cholera binnen weniger Stunden zum Tod durch Austrocknung, Nierenversagen und Kreislaufkollaps. Die meisten Menschen infizieren sich über Trinkwasser, das mit Fäkalien verschmutzt ist, oder über verunreinigte Lebensmittel. Sauberes Wasser mit Elektrolyten und Salzen, intravenöse Flüssigkeitsversorgung und Antibiotika können Cholera erfolgreich bekämpfen. Wasserdesinfektion durch Sonnenstrahlung hilft in wenig entwickelten Gegenden, der Cholera erfolgreich vorzubeugen (das SODIS-Verfahren).]]
"Lage nicht unter Kontrolle"
Caroline Klein von der Hilfsorganisation humedica sagte am Dienstagabend auf Anfrage: "Die Lage ist nicht unter Kontrolle. Es gibt Berichte, dass sich die Cholera nach Norden ausbreitet." Jeden Tag würden neue Patienten in die Klinik von Drouin gebracht, sagte Klein, die seit dem vergangenen Donnerstag mit zwei Ärzteteams im Krisengebiet im Einsatz ist.
Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder das UN- Kinderhilfswerk Unicef kündigten an, ihre Bemühungen zu erhöhen, um die Epidemie zu stoppen. "Viele Kinder werden erst in letzter Minute ins Krankenhaus gebracht", sagte Jean-Claude Mulubama, Leiter der Unicef in Haiti. "Dann ist es oft schon zu spät."
Die Cholera wird meist durch verunreinigtes Wasser oder Essen übertragen, nicht von Person zu Person. Besonders anfällig sind unterernährte Menschen in dicht besiedelten Gebieten.