"Liebesticket nach Hause", 26. Oktober, 20.15 Uhr auf Sat.1
Eine Frau kehrt in ihre einstige Heimat zurück und trifft auf ihre Jugendliebe: Da muss man kein Prophet sein, um zu ahnen, wie die Sache ausgehen wird, zumal der Filmtitel das Ende ohnehin vorwegnimmt.
Die Geschichte ist schlicht: Jackie (Wolke Hegenbarth), ein rechtschaffenes Mädel aus Mecklenburg-Vorpommern, hat vor Jahren daheim alle Zelte abgebrochen und ist nach München gezogen. Dort ist sie Assistentin der Leiterin eines großen Verlags und außerdem mit Frederik (Oliver Bootz), dem gut aussehenden Sohn von Verlegerin Marianne Forster (Christine Kaufmann), liiert. Frederik würde Jackie gern zum Traualtar führen, doch es gibt da ein Problem, das sie ihm verschwiegen hat: Jackie ist immer noch mit Tom (Julian Weigend) verheiratet. Der Lebenskünstler weigert sich seit Jahren, die Scheidungspapiere zu unterzeichnen. Also reist Jackie unter einem Vorwand heim ins malerische Müritz und erliegt dort prompt dem Charme ihrer Heimat und ihrer skurrilen, aber liebenswerten Einwohner; auch Tom wittert eine neue Chance. Als er schließlich doch noch unterschreibt, ist der Weg endlich frei, aber Jackie kann sich gar nicht richtig darüber freuen.
Autorin Silke Steiner versucht gar nicht erst, der überschaubaren Handlung so etwas wie Tiefgründigkeit mitzugeben. Die Kamera weidet sich wahlweise am hübschen Gesicht der Hauptdarstellerin oder an der malerischen Landschaft, der Theo Müller immerhin einige höchst dekorative Postkartenmotive abgewinnt. Regisseur Sebastian Vigg passt sich problemlos dem gemächlichen Tempo der Provinz an; aufregendster Augenblick ist eine Szene, in der die sturzbetrunkene Jackie den vermeintlichen rückständigen Einheimischen vorhält, wie wenig sie aus ihrem Leben gemacht hätten. Einen Hauch von Spannung erhält die Geschichte durch einen schmierigen Reporter (Oscar Ortega Sanchez), der im Auftrag der intriganten Verlegerin in Jackies Leben rumschnüffelt, von den Müritzern aber mit vereinten Kräften immer wieder in die Irre geführt wird. Da die Romanze ansonsten ein bisschen höhepunktfrei vor sich hinplätschert, hat man Muße sich zu fragen, warum Jackie ihrem Freund nie von Tom erzählt hat; entsprechend groß ist Frederiks Verblüffung, als auch er in Müritz auftaucht. Ärgerlich ist hingegen die einfallslose Musikauswahl; bei Erinnerungen an die enttäuschte erste große Liebe wird unvermeidlich „The first cut is the deepest“ gespielt.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).