Kein Zweifel: Bildung ist ein zentraler Schlüssel zur selbst bestimmten Teilhabe. "Aber zu oft fehlt es an Unterstützungsmöglichkeiten, dass jeder seine Chancen auch nutzen kann", sagt Dr. Hidir Çelik vom Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen. Das Institut, das zur Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe gehört, ist Träger des Integrationsprojekts "clever und mittendrin". Ziel ist, nicht nur auf Defizite hinzuweisen, sondern die Migranten selbst zu Wort kommen zu lassen – clever und mittendrin also.
Angesprochen werden Bewohner der Bonner Stadtteile Castell, Auerberg, Tannenbusch und Dransdorf, und zwar sowohl Eltern mit Migrationsgeschichte als auch Kinder und Jugendliche, ob mit oder ohne Migrationsgeschichte. Das Projekt will junge Menschen dabei unterstützen, die Chancen auf bessere Bildungsabschlüsse an Schulen wirklich wahrzunehmen und die Eltern mit ins Boot zu holen, wie Klaus-Peter Kücherer, Projekt-Manager, erläutert: "Für einen gelungenen Bildungsweg zählt nicht nur die Unterrichtszeit in der Schule, genauso wichtig ist die Förderung und Unterstützung in der Freizeit, die ja zu Hause mit der Familie, mit Freunden und im Stadtteil verbracht wird."
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Aktion "Weltenzelt"
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im Stadtteil – klingt gut, aber wie geht das konkret? In diesem Sommer hat Klaus-Peter Kücherer die Aktion "Weltenzelt" geleitet: "Wir haben die Familien nicht in unsere Räume eingeladen, sondern sind dahin gegangen, wo sie in den Sommerferien sind – auf den Spielplatz." Über 100 Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren waren in den Nachmittagsstunden zwei Wochen lang mit von der Partie: Gemeinsam wurde mit Schere, Farben, Kleister, Säge und anderem gewerkelt, danach stand das große bunte Zelt.
Zina Rubanovici, Teamerin der Aktion: "Die Kinder brauchen nur eine gute Umgebung, schöne Arbeitsmaterialien und ein wenig gekonnte Anleitung, dann entfalten sie so viel Kreativität und entspannte Zusammenarbeit, dass man nur so staunt." Eva Wal, die das Projekt künstlerisch betreut hat, ergänzt: "Spielplatzprojekte, bei denen Kinder verschiedenster Herkunft, kulturellem und religiösen Hintergrund zusammen an einer Sache arbeiten, haben eine hohe Integrationswirkung."
Dem kann Kücherer nur zustimmen: "Integration findet dort statt, wo Menschen sich begegnen und gemeinsam etwas tun." Dies gelte nicht nur für Kinder, sondern gerade auch für die Eltern, die mit eingebunden werden: "Wenn die Eltern sehen, dass die Kinder sich miteinander wohl fühlen und gut angeleitet werden, kommen sie automatisch mit den anderen Erwachsenen ins Gespräch", sagt Kücherer und ergänzt: "Eine offene respektvolle Kommunikation geht dann ganz selbstverständlich – und alle großen hochgezogenen Integrationsdebatten verlieren an Kraft."
Müttercafé unterstützt in pädagischen und sozialen Fragen
Interessierte Eltern können aber auch über die Arbeit mit ihren Kindern hinaus profitieren: Um sie zu unterstützen in Sachen Erziehungskompetenz, Mitwirkung in schulischen Prozessen ihrer Kinder und Teilhabe am Leben im Sozialraum, hat "clever und mittendrin" mit einer kooperierenden Realschule ein Müttercafé eingerichtet. Dort hat jede Frage Platz: Meryem K., Teilnehmerin im Müttercafé, resümiert: "Wenn wir unsere Fragen miteinander teilen und unser Wissen zusammentragen, können wir unseren Kindern besser helfen, einen guten Start in der Schule hinzubekommen."
Die Ideen von "clever und mittendrin" sind damit noch nicht ausgeschöpft: Auf dem kürzlich organisierten Begegnungsfest trafen sich Bewohner mit und ohne Migrationshintergrund. Demnächst wird im Müttercafé ein offener Computerkurs angeboten. Hier können die digital fitten Jugendlichen den Älteren bestimmt noch etwas beibringen.
"clever und mittendrin" ist eines von vielen Diakonie-Projekten, die Integration im Alltag unterstützen. Evangelisch.de stellt diese Woche sechs dieser Projekte vor.