"Wir in Frankfurt sind bereits dort, wo andere Hochschulen in Deutschland noch hin wollen", sagte Vizepräsident Matthias Lutz-Bachmann bei einer Feier zum Semesterauftakt. Ziel des dreijährigen Studiengangs sei es nicht nur, Religionslehrer, Islamexperten oder geistlichen Nachwuchs auszubilden, sondern ebenso neue Berufsbilder zu ermöglichen.
100 Studienanfänger im Wintersemester
"Unsere Pläne für den Studiengang bestanden bereits vor den entsprechenden Empfehlungen des Wissenschaftsrates", erläuterte Lutz-Bachmann. Unabhängig vom Bund sei die Goethe-Universität durch ihre Stiftungsprofessoren und die von der Hochschule zur Verfügung gestellten Stellen in der Lage, den Studiengang schon jetzt zu starten und ihn regulär zu finanzieren. "Besser wäre es jedoch, wenn die Goethe-Universität in der nächsten Förderrunde für die Finanzierung von Zentren für Islamische Studien entsprechend berücksichtigt würde. Dafür sehen wir nun eine Chance."
Nach den Angaben von Hochschulsprecher Olaf Kaltenborn beginnen in diesem Wintersemester etwas mehr als 100 Frauen und Männer aus ganz Deutschland den BA-Studiengang "Islamische Studien". Darunter seien auch Menschen mit einem christlichen Hintergrund und pädagogisch Interessierte. Die drei Professorenstellen würden vom türkischen Präsidium für Religiöse Angelegenheiten (Diyanet) finanziert. Dies mache rund 300.000 Euro aus. Weitere 200.000 Euro kommen den Angaben zufolge von der Goethe-Universität.
Magister-und Lehramtsstudiengang in Vorbereitung
Für den Bachelor-Studiengang würden mittelfristig zwei weitere Professuren geschaffen, deren Finanzierung allerdings die Hochschule übernehmen werde, kündigte Lutz-Bachmann an. Außerdem seien ein Magisterstudiengang "Islamische Studien" und ein Lehramtsstudiengang "Islamische Theologie" in Vorbereitung. Letzterer solle im Fachbereich Pädagogik angesiedelt werden und wahrscheinlich im Wintersemester 2011/2012 starten.
"Wer künftig sehen will, wie nicht nur die Theorie sondern auch die Praxis eines solchen Studienganges aussieht, kommt an Frankfurt nicht mehr vorbei", erklärte Özsoy, Direktor des federführenden Instituts für Studien der Kultur und Religion des Islam. "Wir haben diesen Studiengang über viele Jahre sehr sorgfältig vorbereitet." So gebe es an der Goethe-Universität bereits zwei Studiengänge, Islamische Religionswissenschaft sowie den Teilstudiengang Islamische Religion.
Finanzierungsgespräche
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte in der vergangenen Woche bekanntgegeben, dass der Bund in Tübingen sowie an dem Doppelstandort Münster und Osnabrück den Aufbau von Studiengängen für islamische Theologie fördern will. Die Universitäten in Marburg und Gießen, die sich auch beworben hatten, gingen leer aus.
Die hessische Landesregierung hatte angekündigt, die Pläne für ein Zentrum für Islamische Studien und Religionspädagogik aus eigener Kraft voranzutreiben. Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) und Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) erklärten, es werde "sehr schnell Gespräche mit allen beteiligten Ressorts und den betreffenden Hochschulen geben". Nach Aussage eines Sprechers des Wirtschaftsministeriums hat weiterhin die Förderung eines Zentrums in Marburg und Gießen Priorität. Jedoch würden auch Gespräche mit der Frankfurter Goethe-Universität geführt.