Sie reist nach Afghanistan in die umkämpfte Provinz Baghlan, eine Region also, in der deutsche Soldaten zurzeit kämpfen und auch sterben. Dennoch macht sich Najiba Behmanesh dorthin auf, hat eine Tonne Medikamente und zwei Dialyse-Geräte im Gepäck, die in der Region um Pul-i-Khumri im Norden von Afghanistan dringend gebraucht werden. „Ich kann es einfach nicht lassen“, sagt die 58-Jährige. Die Bundeswehr transportiert die gespendeten Medikamente und Hilfsgüter in das Gebiet nahe dem deutschen Stützpunkt in Masar-i-Sharif.
Najiba Behmanesh stammt selbst aus der Privinz Baghlan, wurde in Nähe von Pul-i-Khumri geboren, wo ihr Vater ein Amt ähnlich einem rheinland-pfälzischen Landrat innehatte. Als die Russen Afghanistan besetzten, floh die Familie nach Deutschland. Seit dreißig Jahren lebt die Ärztin in Bad Kreuznach, sie besitzt einen deutschen Pass, ist verheiratet, ihre drei Töchter sind hier aufgewachsen.
Aber das Schicksal der Menschen in ihrer Heimat lässt ihr keine Ruhe. Darum fliegt sie seit 2002 jedes Jahr auf eigene Kosten in ihre alte Heimat, leistet medizinische Hilfe in Dörfern, Waisenhäusern und Flüchtlingslagern – oft bis an die Grenze zur Erschöpfung. Medizinische Versorgung, Bildung für Mädchen und Frauen, Nothilfe für bedürftige Familien, den Bau einer Schule - dafür ist sie immer wieder unterwegs in Afghanistan.
Ein Brückenschlag
„Najiba Behmanesh ist die beste Botschafterin, die wir uns wünschen können. Sie schlägt eine Brücke von Bad Kreuznach nach Afghanistan“, erklärt Siegfried Pick, Ausländerpfarrer des Evangelischen Kirchenkreises An Nahe und Glan und zusammen mit Behmanesh und anderen Mitbegründer des Vereins „Afghanistan – Hilfe, die ankommt“. Pick: „Wir brauchen Najiba Behmanesh, um mit unserer Hilfe in Afghanistan wirklich etwas zu bewirken.“
Dass Najiba Behmanesh die Reise in diesem Jahr nun schon zum zweiten Mal antritt, hat einen besonderen Grund. „Als ich im März in Pul-i-Khumri war, wünschten sich die Ärzte im Nassagie-Krankenhaus ein Dialyse-Gerät.“ In ganz Afghanistan können nierenkranke Patientinnen und Patienten ausschließlich in einem Militärhospital in Kabul eine Dialyse-Behandlung erfahren. Zivilisten haben keinen Zugang und müssen zur Dialyse gefährliche Reisen ins Ausland unternehmen.
Nächster Schritt wäre Ausbildung hierzulande
Durch Vermittlung un Kreuznacher Dialyse-Zentrum erhielt Najiba Behmanesh zwei Geräte geschenkt, die sie nun nach Afghanistan bringt. Dort muss ein Osmose-Gerät zur Wasserreinigung angeschafft und das Klinikpersonal in der Bedienung der Apparaturen geschult werden. „Es wäre wichtig, dass zwei Personen aus diesem Krankenhaus nach Bad Kreuznach kommen, damit sie hier gründliche ausgebildet werden können“, wünscht sich die Ärztin.
Pfarrer Siegfried Pick wünscht sich zunächst jedoch vor allem, dass Najiba Behmanesh gesund zurückkehrt. Neben dem medizinischen Auftrag führt sie eine weitere Mission in die afghanischen Dörfer: Zum islamischen Opferfest vom 16. bis zum 19. November will sie Lebensmittel an bedürftige Familien verteilen. „So haben sie wenigstens einmal im Jahr eine Fleischmahlzeit“, erläutert sie.
Sie ist sich der Gefahren bewusst, die auf dieser Reise lauern. Dennoch zeigt sie sich unerschrocken und meint: „Wenn ich nach Afghanistan reise, weiß ich nie, ob ich zurückkomme. Aber das steht in Gottes Hand."
Kirchenkreis An Nahe und Glan
afghanistan-hilfe.de