Bewegende Trauerfeier für getöteten Oberfeldwebel
Rund 1.000 Menschen haben am Freitag im niedersächsischen Selsingen Abschied von dem 26-jährigen Bundeswehrsoldaten genommen, der vor einer Woche in Nordafghanistan getötet wurde. In einem bewegenden Gottesdienst erwiesen Angehörige, Freunde, Kameraden und Regierungsvertreter dem Oberfeldwebel Florian Pauli die letzte Ehre. Beim Staatsakt in der evangelischen St.-Lamberti-Kirche verurteilte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) das Selbstmordattentat als "perfide und feige".

Oberfeldwebel Florian Pauli sei als Sanitätssoldat nach Afghanistan gegangen, um zu helfen "und nicht aus unsinniger Abenteuerlust", sagte Verteidigungsminister Guttenberg bei der Trauerfeier. Viele der Trauergäste trugen eine kleine gelbe Schleife zum Zeichen ihrer Verbundenheit mit den Soldaten im Einsatz.

"Wir müssen offen in der Gesellschaft über die Bedingungen dieses Krieges, dieses Einsatzes sprechen", sagte der Minister. "Wir lassen junge Menschen schwören, für unser Land tapfer zu sein. Dann sind sie es und sterben tapfer für uns." Die Anerkennung für den gefährlichen Einsatz im Ausland dürfe nicht erst bei einer Trauerfeier beginnen. "Er ist für unser Land gefallen, ich verneige mich vor ihm", sagte der sichtlich bewegte Guttenberg.

Live-Übertragung nach Afghanistan

Auch Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker und Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) sowie ein Vertreter der afghanischen Botschaft gaben dem Sanitätssoldaten ein letztes Geleit. Pauli, der aus Halle stammt, war am 7. Oktober nahe Kundus bei einem Selbstmordattentat eines radikalislamischen Taliban getötet worden. Ein scheinbar hilfebedürftiger Mann war der Bundeswehr zufolge auf Pauli zugegangen und hatte um Hilfe gebeten. Dann habe sich der Mann in die Luft gesprengt.

Der Sarg stand in der mit rund 600 Trauernden voll besetzten Kirche. Weil nicht alle Besucher Platz fanden, wurde der Gottesdienst auf eine Leinwand vor der Kirche übertragen. Der NDR sendete die Feier live im Fernsehen, damit die Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan sie im Internet verfolgen konnten. Florian Pauli gehörte zu der in Seedorf bei Selsingen stationierten Oldenburgischen Luftlandebrigade 31.

Der 44. in Afghanistan getötete Bundeswehrsoldat

Der Leitende katholische Militärdekan Hartmut Gremler aus Erfurt verurteilte in seiner Predigt den Terroranschlag. Die Welt leide, "weil menschliche Bosheit wütet, ohne Rücksicht auf das, was sie anrichtet". Die Soldatinnen und Soldaten müssten in Afghanistan immer wieder erfahren, dass Menschen imstande seien, sich selbst und andere ins Chaos zu stürzen. "Der Mensch hat von Gott die Freiheit bekommen und ist leider auch in der Lage, diese Freiheit zu missbrauchen", sagte der Theologe.

Bei dem Anschlag in der nordafghanischen Provinz Baghlan wurden 14 weitere Bundeswehrsoldaten verletzt. Am Karfreitag wurden bereits drei Soldaten der Einheit in Afghanistan getötet. Insgesamt starben bislang 44 Bundeswehrsoldaten in dem zentralasiatischen Land. Derzeit sind 4.764 Bundeswehrsoldaten am Hindukusch stationiert, darunter 600 aus der Kaserne in Seedorf.

epd