"Das Duo: Mordbier", 16. Oktober, 20.15 Uhr im Zweiten
Kaum ein Fernsehkrimi kommt noch ohne die DNA-Frage aus. Immer wieder führen winzige Hautpartikel die Ermittler auf die richtige Spur, uralte Fälle erscheinen in völlig neuem Licht. In Frage gestellt wird die Methode nur selten. Das dürfte sich dank der absurden Jagd nach dem "Phantom von Heilbronn" ändern, als die Polizei quer durch Europa eine mysteriöse Kriminelle verfolgte; bis sich rausstellte, dass verunreinigte Wattestäbchen des Rätsels Lösung waren. Dieser Film aus der ZDF-Reihe "Das Duo" geht bereits wesentlich kritischer mit den wissenschaftlichen Methoden um als andere Krimis. Und dann bringt Autor Wolfgang Stauch am Ende mit der überraschenden Auflösung des Falls noch eine Komponente ins Spiel, die den blinden Glauben an die Wissenschaft erst recht erschüttert.
All das ist zwar Hintergrund, aber auch vordergründig ist "Mordbier" von dem Bemühen geprägt, keinen Krimi von der Stange zu präsentieren. Alles andere hätte bei einem Regisseur wie Markus Imboden auch überrascht, schließlich hat der Schweizer gerade mit seinen diversen Provinzkrimis (zuletzt "Mörder auf Amrum") bewiesen, dass er das Genre gern gegen den Strich bürstet. Schon der Einstieg in die Geschichte ist ungewöhnlich. Der Film beginnt nicht mit einem Verbrechen, sondern mit der Vernehmung des Hauptverdächtigen: Thomas Fritz (Stefan Konarske) hat offenkundig seine Tante ermordet. Er war der einzige Angehörige der Besitzerin einer Steakhauskette, aber sie wollte ihn enterben; ein Zeuge hat ihn mit der Tatwaffe, einem Hammer, am Tatort gesehen. Rückblenden illustrieren die Aussagen des jungen Mannes, dessen Erklärungen durchaus überzeugen.
Trotzdem ist der Fall eigentlich klar, aber ausgerechnet die Kriminaltechnik stiftet Verwirrung: An dem Hammer finden sich DNA-Spuren, die zu einem 17 Jahre alten, nie aufgeklärten Fall gehören. Damals ist die "Rote Rebecca", die Betreiberin eines schwimmenden Luxusbordells, ermordet worden. Völlig irritiert suchen Marion Ahrens und Clara Hertz (Charlotte Schwab, Lisa Martinek) nach Parallelen zwischen den Fällen. Thomas Fritz kommt als Doppelmörder kaum in Frage; er war damals zehn Jahre alt. Beide Frauen waren alleinstehend, hatten aber wechselnde weibliche Liebschaften. Und noch eine Überschneidung gibt es: Die tote Rebecca hat eine ihrer Damen (Gesine Cukrowski) regelrecht gequält. Deren Sohn ist heute mit einer jungen Frau liiert, die in einem der Steakhäuser arbeitet. Die Tatsache scheint kaum von Belang zu sein, aber man weiß ja, dass es im Krimi keine Zufälle gibt. Und wenn die neue junge Kollegin (Katja Danowski) dem Rechtsmediziner Viktor (Peter Prager), der gleichzeitig auch Gatte von Marions Ahrens ist, schöne Augen macht, scheint das vom Fall zunächst eher wegzuführen, um später für die Wahrheitsfindung um so wichtiger zu sein. Auch wenn die Geschichte fast ausschließlich auf der Dialogebene erzählt wird: eine äußerst reizvolle Geschichte.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).