Diakonie: Wahl eines neuen Präsidenten am 9. Dezember
Der neue Präsident des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) soll am 9. Dezember bei einer Sondersitzung der Diakonischen Konferenz gewählt werden. Mit diesem Beschluss endete am Donnerstag die dreitägige turnusgemäße Bundesversammlung des evangelischen Wohlfahrtsverbandes in Karlsruhe. Zuvor hatten die Delegierten der Diakonischen Konferenz eine Resolution gegen Armut beschlossen.

Mit der Entscheidung von Karlsruhe dürfte bereits in acht Wochen feststehen, wer die Nachfolge des aus gesundheitlichen Gründen Ende September zurückgetretenen Klaus-Dieter Kottnik antritt. Das Diakonische Werk zählt mit mehr als 435.000 Beschäftigten in 27.500 Einrichtungen zu den größten Arbeitgebern in Deutschland.

Galt nach Kottnicks Rückzug zunächst eine Neuwahl zu Jahresbeginn 2011 als wahrscheinlich, soll die Personalentscheidung nun noch in diesem Jahr fallen. "Das hat eine eigene Dynamik bekommen", sagte der Vorsitzende des Diakonischen Rates, der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, dem epd am Mittwoch. Als Ort der Sondertagung der Diakonischen Konferenz sind Hannover und Kassel im Gespräch. Die Diakonische Konferenz ist das höchste Beschlussgremium des Bundesverbandes der Diakonie.

Mögliche Unregelmäßigkeiten

In Karlsruhe befasste sich die Konferenz zunächst nicht mit möglichen Unregelmäßigkeiten bei Auftragsvergaben durch den Diakonie-Vorstand. Das soll auch beim Treffen am 9. Dezember geschehen. Dann werden die 93 Delegierten auch über die Entlastung des Vorstands zu entscheiden haben. Bis Ende Oktober das Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zur Vergabepraxis im Bundesverband der Diakonie vorliegen.

Im August war bekanntgeworden, dass der persönliche Referent Kottniks, Walter Merz, fast ein Jahr lang eingetragener Geschäftspartner der Stuttgarter Unternehmensberatung Dr. Dithmar & Partner war. Die Beratungsfirma hatte in Kottniks Amtszeit seit Februar 2007 von der Diakonie Aufträge in sechsstelliger Höhe erhalten. Nach dieser Enthüllung hatte sich der Verband von Merz getrennt und der Beraterin Christiane Dithmar alle Aufträge entzogen. Kottnik trat zum 1. Oktober aus gesundheitlichen Gründen zurück.

"Evangelisches Zentrum für Entwicklung und Diakonie"

Die geplante Fusion des Diakonischen Werkes und des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) soll auch nach dem Führungswechsel wie geplant vonstattengehen. Es solle keine Veränderungen am bisherigen Zeitplan geben, hieß es in Karlsruhe. Die beiden noch selbstständigen Werke sollen sich bis spätestens 2013 zu einem neuen "Evangelischen Zentrum für Entwicklung und Diakonie" zusammenschließen, das seinen Sitz in Berlin haben wird.

Am letzten Konferenztag verabschiedeten die Delegierten eine Resolution gegen Armut. Damit will die Diakonie den Druck auf die Bundesregierung erhöhen, mehr für den Erhalt des Sozialstaates zu tun. Gesetze seien daraufhin zu überprüfen, was sie für Menschen mit wenig Geld und für die Chancen von Kindern und Jugendlichen bedeuteten, heißt es in dem Papier. Darin stellt der Wohlfahrtsverband die derzeitigen Sparvorschläge der Koalition infrage und fordert mit einem Zehn-Punkte-Katalog, "Gerechtigkeit und Solidarität zum Maßstab politischen Handelns zu machen".

epd