Diakonie wählt im Frühjahr neuen Präsidenten
Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) will spätestens im März 2011 den Nachfolger des zurückgetretenen Präsidenten Klaus-Dieter Kottnik wählen. Der Geistliche hatte vor kurzem überraschend seinen Hut genommen. Offiziell wurden Gesundheitsgründe angeführt. Kritik an Kottnik gab es wegen möglicher Unregelmäßigkeiten bei Auftragsvergaben. Das Diakonische Werk ist einer der größen Arbeitgeber in Deutschland.

Zur Besetzung des Spitzenamtes in dem evangelischen Wohlfahrtsverband werde eine Findungskommission gebildet, sagte der Vorsitzende des Diakonischen Rates, der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, vor Beginn der Diakonischen Konferenz am Dienstag in Karlsruhe. Zur Wahl des neuen Präsidenten werde die Diakonische Konferenz zu einer Sondersitzung zusammenkommen.

"Es ist ein Zeitpuffer notwendig", begründete July die lange Verfahrensdauer. Ein Nachfolger für Kottnik (Foto: epd-bild) müsse auch mit dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) abgestimmt werden. Er selbst stehe als Kandidat nicht zur Verfügung stehen, sagte July, der seit Juni dieses Jahres den Diakonischen Rat, das Aufsichtsgremium des Bundesverbandes, leitet.

"Verfehlungen messerscharf aufklären"

In seiner Predigt zur Eröffnung der Diakonischen Konferenz rief der badische Landesbischof Ulrich Fischer am Abend zu Geschlossenheit und Sachlichkeit auf. Fischer sagte laut Predigttext, "dass etwaige Verfehlungen messerscharf aufgeklärt werden müssen". Menschen mit Schwächen oder Verfehlungen seien darauf angewiesen, dass andere sie mittragen. Dieses Mittragen sei das Kernstück und der "Markenkern" der Diakonie.

Ende September war Diakoniepräsident Kottnik überraschend zurückgetreten. Offiziell war von Gesundheitsgründen die Rede. Die 93 Mitglieder des höchsten Beschlussorgans der Diakonie werden sich bei ihren dreitägigen Beratungen in Karlsruhe aber auch mit möglichen Unregelmäßigkeiten bei Auftragsvergaben beschäftigen, die Kottniks Abgang beschleunigt haben könnten.

Gutachten bis Ende Oktober

Bis Ende Oktober soll ein Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vorliegen, das Auftragsvergaben in der Amtszeit Kottniks untersucht. Im August war bekanntgeworden, dass der persönliche Referent des Diakonie-Präsidenten, Walter Merz, fast ein Jahr lang eingetragener Geschäftspartner der Stuttgarter Unternehmensberatung Dr. Dithmar & Partner war. Die Beratungsfirma hatte in Kottniks Amtszeit seit Februar 2007 von der Diakonie Aufträge in sechsstelliger Höhe erhalten. Nach dieser Enthüllung hatte sich der Verband von Merz getrennt und der Beraterin Christiane Dithmar alle Aufträge entzogen.

Die Diakonische Konferenz beschäftigt sich in Karlsruhe zudem mit dem "Europäischen Jahr zur Bekämpfung der Armut und sozialen Ausgrenzung" sowie der Fusion der Diakonie mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Der Satzungsentwurf für das neue Werk mit mehr als 700 Mitarbeitern stoße bislang "bei weiten Teilen auf Zustimmung", sagte Wolfgang Teske, Vizepräsident des Diakonischen Werkes.

Neues Zentrum in Berlin

July erklärte, man sei auf einem guten Weg, der Zeitplan werde eingehalten: "Das neue Werk wird seine Arbeit im Herbst 2012 in Berlin aufnehmen." In der Hauptstadt soll aus dem Zusammenschluss das "Evangelische Zentrum für Entwicklung und Diakonie" entstehen. Darin geht neben dem EED mit Sitz in Bonn und der Diakonie mit Sitz in Stuttgart auch das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" auf, das bereits zur Diakonie gehört.

epd