Iran nimmt deutsche Reporter fest
Seit Monaten erregt das Schicksal einer zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin weltweit Empörung. Im Iran sind zwei deutsche Reporter festgenommen worden, die den Sohn der Frau interviewten. Rechtsexperten machen Hoffnung, dass nur eine Ausweisung droht.

Im Iran sind zwei deutsche Reporter während der Recherche zu einem weltweit kritisierten Steinigungsurteil festgenommen worden. Die beiden Ausländer seien mit Touristenvisum eingereist und hätten den Sohn der verurteilten 43-jährigen Sakineh Mohammad-Aschtiani interviewt. Das sagte der Sprecher der iranischen Justiz, Gholam-Hussein Mohseni-Edzehi, am Montag der Agentur ISNA. Die Reporter müssten bis zur Klärung der Angelegenheit in Haft bleiben. Der Iran hatte im Sommer das Steinigungs-Urteil gegen Mohammad-Aschtiani vorläufig ausgesetzt.

DJV fordert sofortige Freilassung

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte am Abend der Nachrichtenagentur dpa, gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Teheran sei man "auf verschiedenen Ebenen intensiv um Aufklärung der genauen Umstände bemüht". Details könne man aber zunächst nicht nennen. Nach Einschätzung von Rechtsexperten in Teheran könnten die Festgenommenen mit einer Ausweisung glimpflich davon kommen.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte die sofortige Freilassung der beiden deutschen Journalisten. Auf der allwöchentlichen Pressekonferenz des iranischen Außenministeriums dürfte der Vorfall am Dienstag zur Sprache kommen.

Nach unbestätigten Angaben handelt es sich bei den Festgenommenen um einen Journalisten und einen Fotografen. Die iranische Menschenrechtlerin Mina Ahadi geht davon aus, dass auch der Sohn Mohammad-Aschtianis festgenommen wurde. Sie sei telefonisch aus Deutschland zu einem Gespräch mit dem Sohn hinzugeschaltet worden, um als Übersetzerin zu fungieren, sagte Ahadi in Köln der dpa. Ahadi ist auch Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime.

Journalisten oder Menschenrechts-Aktivisten?

Die Deutschen waren nach iranischen Angaben als Touristen ins Land gereist, um mit dem Sohn der Frau im Nordwesten des Landes ein Interview zu führen. Einer der Anwälte der Frau habe das Interview vom Ausland aus arrangiert und den Sohn gebeten, mit den beiden Reportern zu kooperieren, sagte der iranische Justizsprecher Mohseni-Edzehi.

Nach Einschätzung von Rechtsexperten in Teheran können die beiden Ausländer auf eine baldige Ausweisung hoffen, falls die iranischen Behörden sie als Journalisten einstufen, die ohne Erlaubnis im Land arbeiteten. Sollten sie jedoch beschuldigt werden, Menschenrechts-Aktivisten zu sein und darüber hinaus mit einer Dissidentin wie Ahadi zusammengearbeitet zu haben, dürfte sich der Fall weitaus komplizierter entwickeln.

Es könne dann in Richtung einer Gefährdung der nationalen Sicherheit gehen. Dann sei eine Anklage wegen Spionage vor dem berüchtigten Revolutionsgericht nicht ausgeschlossen. Der Fall sei bislang nicht bei der obersten Staatsanwaltschaft gelandet.

Schicksal unklar

Die Nachrichtenagentur ILNA berichtete unterdessen, dass laut Justizsprecher Mohseni-Edzehi das Interview von "einer Person, die auf der Flucht im Ausland ist", arrangiert wurde. Damit könnte der Sprecher sowohl den in Norwegen im Asyl lebenden Anwalt der Frau, Mohammad Mostafaei, gemeint haben, als auch die Dissidentin Ahadi. Außerdem konnten die beiden Deutschen, so der Sprecher, bei ihrer Verhaftung keinen deutschen Presseausweis vorweisen.

Im Iran werden Ausländer wegen angeblicher Gesetzesverstöße mitunter monatelang in Haft gehalten. Zuletzt hatte das Schicksal von drei US-Bürgern für Aufsehen gesorgt. Die zwei Männer und eine Frau waren nach eigenen Angaben versehentlich beim Wandern auf iranisches Gebiet geraten. Mitte September kam die gesundheitlich angeschlagene US-Bürgerin nach 15 Monaten Haft gegen eine Kaution von 500.000 Dollar (359.000 Euro) frei. Die Männer blieben wegen Spionageverdachts weiter in Haft.

 

dpa