Der 10.10.2010 ist ein beliebtes Heiratsdatum
Am 10. Oktober kann sich die Stadt Köln vor Heiratswilligen kaum retten. 60 Paare wollen an diesem Tag in den Rathäusern und im Schokoladenmuseum den Bund fürs Leben schließen. "Zehn Standesbeamte sind von morgens bis abends im Einsatz, für jedes Paar stehen lediglich 20 bis 30 Minuten zur Verfügung", sagt Amtsleiterin Angelika Barg. Einen noch größeren Ansturm erwartet sie für das "Karnevals"-Datum 11.11.2011. Schon jetzt weist der Terminkalender kaum mehr Lücken auf.
09.10.2010
Von Stefanie Löhr

Auch im Münchener Standesamt geben sich am 10. Oktober die Hochzeiter die Klinke in die Hand. 24 Paare wollen an diesem Sonntag in den Hafen der Ehe einlaufen. Die Termine seien schon seit Anfang August ausgebucht, berichtet Stadt-Pressesprecherin Daniela Schlegel. Ebenso viele Paare wollen sich in den Frankfurter Standesamtsbezirken Mitte und Höchst das Ja-Wort geben.

In Gießen gehören Alexandra Sack und ihr Lebensgefährte Daniel zu den Glücklichen, die den Bund fürs Leben eingehen wollen. Für die beiden hat die Wahl ihres Hochzeitstages eine ganz besondere Bedeutung. "Am 9. Oktober sind wir elf Jahre zusammen", erklärt Alexandra, "und mit der Hochzeit am 10. Oktober fangen wir wieder bei eins an."

Zahlensymbolik

Für andere Paare ist die Zahlensymbolik der entscheidende Grund. Die Pythagoreer beispielsweise gaben der Zehn als der Summe der vier ersten Zahlen (1+2+3+4) besonderes Gewicht als Zeichen der Vollkommenheit und Vollendung. Auch für Bibelfeste ist die Zehn eine besondere Zahl, man denke nur an die Zehn Gebote und die zehn Saiten auf der Harfe Davids. So hat die Zehn vor allem den Charakter von Ordnung und Vollendung.

Gleichwohl gibt es landauf landab auch viele "Heiratsmuffel". In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden beispielsweise bleiben die Trauzimmer verschlossen. Die Nachfrage sei einfach nicht da gewesen, berichtet Standesamtsleiterin Sybille Wintermeyer. Auch für Paare in Berlin und in Hamburg besteht am 10. Oktober keine Möglichkeit, in den Stand der Ehe zu treten. "Der Sonntag ist ein Feiertag, da finden grundsätzlich keine Trauungen statt", heißt es etwa lapidar aus dem Standesamt Berlin-Mitte.

Gegen Eventcharakter

Den meisten Pfarrerinnen und Pfarrern beschert der 10. Oktober dieses Jahres ebenfalls keine Zusatzdienste am Traualtar. Die Alte Nikolaikirche am Frankfurter Römerberg ist zwar für Heiratswillige ein beliebter Trauort, doch für diesen Tag habe es keine Anfragen gegeben, berichtet Gerd Oechsle vom Gemeindebüro. Auch in der evangelischen Frankfurter St. Katharinengemeinde werden am 10. Oktober weder Reiskörner noch Blumensträuße fliegen. Pfarrerin Claudia Neffgen hält Hochzeiten an einem solchen Tag für "affig". Trauungen an "Schnapszahl"-Tagen hätten nur Eventcharakter - mit Pfarrern als "Zeremonienmeistern".

Für ihren katholischen Kollege Franz Langstein aus Marburg sind diese Daten "Teil einer Hollywoodisierung". Viele Menschen seien von dem Wunsch beseelt, wie die Stars im Film zu heiraten.

Gedächtnisstütze

Die bundesweit agierende Agentur "Traumhochzeit" rät Paaren grundsätzlich vom Heiraten an den Schnapszahl-Terminen ab. Geeignete Orte seien frühzeitig ausgebucht und auch gute Fotografen und Bands seien schwerer zu finden, erklärt "Wedding"-Planerin Daniela Jost. Gleichwohl ignorierten die meisten Paare diesen Rat. Viele brauchten das Datum als Gedächtnisstütze, bestätigt Pfarrerin Jutta Jekel aus der Frankfurter Hoffnungsgemeinde. Auch sie selbst könne sich ihren Hochzeitstag nur schwer merken.

epd