Beratungen in der tansanischen Hauptstadt
Daressalam ist Tagungsort der fünften Vollversammlung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) vom 3. bis 6. Oktober. Hauptthema sind Fragen der Überwindung von Gewalt.

[reference:nid=23719] Bürgerkrieg, Auftragsmorde, Vertreibungen: In einigen Ländern Afrikas und Asiens gehört Gewalt zum Alltag der Menschen. Aber auch in Deutschland ist Gewalt nichts Fremdes, insbesondere nicht häusliche Gewalt und Kindesmisshandlungen. Die VEM stellt das Thema Gewalt in den Mittelpunkt der fünften Vollversammlung. Vom 3. bis 6. Oktober diskutieren die rund 80 Delegierten aus Afrika, Asien und Deutschland in Daressalam/Tansania zum Thema »Culture, violence and the churches«. Dabei habe es auch durchaus gute Tradition in der VEM, auch das eigene Tun kritisch zu beleuchten, sagt der VEM-Pressesprecher Christoph Wand im Audio-Interview.

Häusliche Gewalt ist nur eines der Themen der Vollversammlung. Die VEM setzt sich auch gegen andere Formen von Gewalt ein. In den Philippinen oder in Sri Lanka, in Indonesien oder auch in der Demokratischen Republik Kongo werden Menschen politisch verfolgt, gefoltert und ermordet, ohne dass die Verbrechen geahndet werden oder es eine Strafverfolgung der Täter gibt.

Würde der Opfer beachten

»Mit der Straflosigkeit wird nicht nur die Würde der Opfer verletzt, sondern auch der Boden für weitere Gewalt und Verbrechen bereitet«, sagt Dr. Jochen Motte, Abteilungsleiter für »Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung« bei der VEM. Auch dieses Thema hat aktuelle Brisanz: Von den Philippinen und aus Ruanda – Länder mit Mitgliedskirchen der VEM – kamen in den vergangenen Wochen wieder Meldungen von der Ermordung mehrerer Journalisten, Umweltaktivisten und Oppositionspolitiker.

»Culture, Violence and the Churches« soll aber auch Verbindungen von kulturellen Einflüssen auf die Gewalt aufzeigen. Wenn etwa patriarchalische Strukturen die Entwicklung von Frauenrechten behindern, können sie auch häuslicher Gewalt gegen Frauen Vorschub leisten. Wenn es in einer Gesellschaft verpönt ist, über Sexualität zu sprechen, dann ist es auch ein Tabu, über sexuelle Gewalt zu sprechen.

Verhältnis zu gewalttätigen Regimen als einer der Aspekte 

Für die Kirchen stellen sich viele Fragen: Wie kann man das Evangelium mit kulturellen Traditionen verbinden, ihnen aber trotzdem kritisch gegenüberstehen, wo sie gewaltsam sind – etwa in der Benachteiligung kranker Menschen oder Menschen mit Behinderung? Wie können Kirchen dem Staat entgegentreten, wenn der mit seiner Armee oder seiner Polizei gewalttätig ist? Wie können sich die Mitgliedskirchen der VEM gegenseitig dabei unterstützen, Gewalt zu überwinden und für ein gewaltloses Leben einzustehen? Die Delegierten der VEM-Mitgliedskirchen werden bei der Vollversammlung intensiv über das Thema diskutieren und gemeinsam Strategien entwickeln.

Die Vollversammlung ist das oberste Organ der VEM und tritt alle zwei Jahre zusammen. Sie ist eine internationale Gemeinschaft von 34 Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Außer der Geschäftsstelle in Wuppertal gibt es regionale Büros in Afrika (Daressalam) und Asien (Medan / Indonesien). www.vemission.org