TV-Tipp des Tages: "Das Glück ist eine Katze"
Über einen geschwätzigen Vierbeiner brechen Robert Atzorn und Eva Mattes einen Nachbarsstreit vom Zaun, der zwar vorhersehbar ist, aber mit seinen Dialogen amüsiert.
01.10.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Das Glück ist eine Katze" , Freitag, 1. Oktober, 20.15 Uhr in der ARD

 

Wenn Mitwirkende im inneren Monolog eine Handlung immer wieder kommentieren müssen, ist das stets verdächtig: Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, irgendjemand habe der Geschichte nicht getraut. In der Regel sind die Bemerkungen ohnehin überflüssig, denn wenn man nicht gerade zwischendurch eingenickt ist, sieht man ja selbst, was sich tut. Dass es in diesem Fall ein Kater ist, der das neckische Treiben der menschlichen "Dosenöffner" süffisant begleitet, mag vielleicht eine Verbeugung vor Akif Pirinçcis "Felidae"-Romanen sein, macht die Geschwätzigkeit des Vierbeiners aber auch nicht erträglicher. Wenn sich zum Beispiel die Menschen streiten, stellt das Titeltier fest: "Na wunderbar, dicke Luft".

Unterhaltsam ist der Film (Regie: Matthias Steurer) trotzdem, weil gerade das Zusammenspiel der Zweibeiner viel Freude bereitet; und weil Autorin Edda Leesch eine im Grunde ganz einfache Geschichte sehr hübsch verpackt. Sich selbst hat die schreibende Schauspielerin dabei die Rolle des Züngleins an der Waage zugewiesen.

Seit Jahr und Tag leben das Ehepaar Schulz und Rosa Schätzlein nebeneinander, allerdings keineswegs friedfertig; gerade Frido Schulz (Robert Atzorn), pensionierter Elektromeister, ist offenkundig für jeden Anlass dankbar, sich mit der Juristin im Nebenhaus anzulegen. Als seine Frau stirbt, eskaliert der Dauerstreit sogar. Die beiden Frauen waren zwar beste Freundinnen, aber Frido gibt Rosa (Eva Mattes) dennoch die Schuld an ihrem Tod. Und nun kommt die intrigante Nachbarin (Leesch) ins Spiel: Almut hat ein Auge auf den Witwer geworfen, ahnt aber, dass dessen Streitsucht in Wirklichkeit seine Zuneigung kaschieren soll, und tut nun alles dafür, um den Frieden zu verhindern. Als sich Frido hingebungsvoll eines streunenden Katers annimmt, sieht Almut ihre Chance: Sie lockt das Tier zu Rosa, die ebenfalls in Verzückung gerät; prompt bricht Hobby-Jurist Frido, einst während des gemeinsamen (und später abgebrochenen) Jura-Studiums schwer in Rosa verliebt, einen Rechtsstreit vom Gartenzaun.

Die Handlung mag nicht unvorhersehbar sein, ist aber nicht zuletzt dank der Dialoge durchaus amüsant. Außerdem sorgt Leesch immer wieder für hübsche Details am Rande. Die schönste Rolle hat Michael Lott als still verliebter Postbote, den es kräftig zu Rosa zieht und der schließlich, wenn auch widerwillig, zum Helden der Geschichte wird.

 


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).