Im ökumenischen Gottesdienst in der Essener Erlöserkirche zum bundesweiten Auftakt der Interkulturellen Woche sagte Präses Nikolaus Schneider weiter, trotz aller guten Beispiele für gelungene Integration dürften wir uns nicht ausruhen, "ist noch vieles zu tun". Der oberste Repräsentant der evangelischen Kirche betonte, dass Integration ein wichtiges Thema der Kirchen und eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft ist. "Man kann nicht immer nur weitere Integrationsanstrengungen für die hier lebenden Migrantinnen und Migranten fordern." Auch die aufnehmende Gesellschaft müsse etwas tun. "Integration ist ein wechselseitiger Prozess."
In seiner liturgischen Eröffnung wandte Schneider sich insbesondere gegen Kettenduldungen. Es sei "unerträglich", dass dadurch Menschen alle drei Monate neu vor der Existenzfrage stehen. "Integration braucht Rechtssicherheit" sowie dauerhafte Perspektive, hielt Schneider dagegen. Und: Für Alte, Kranke und Traumatisierte müsse eine humanitäre Lösung her. Mit diesen Anliegen werde die Kirche der Politik weiter in den Ohren liegen, fügte der Präses hinzu.
Mehr als 3.500 Veranstaltungen
"Zusammen halten - Zukunft gestalten" lautet das Motto der diesjährigen Interkulturellen Woche, bei der bis 2. Oktober bundesweit mehr als 3.500 Veranstaltungen in 300 Städten und Gemeinden stattfinden. Den Eröffnungsgottesdienst in der Erlöserkirche gestalteten neben Schneider der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos und der katholische Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck. Mit dem diesjährigen Motto treffe die Interkulturelle Woche mitten in eine der heftigsten Integrationsdebatten der letzten Jahre, sagte der Bischof in seiner Predigt.
Anstatt Zukunft zu gewinnen, sei Deutschland dabei, sich abzuschaffen, schilderte Oberbeck eine der möglichen Reaktionen und zitierte zugleich den Titel des kritisch diskutierten Buchs von Thilo Sarrazin. "Zusammen halten - Zukunft gewinnen" - nur Formeln von Gutmenschen, die Probleme nicht sehen wollen?, fragte Oberbeck und nahm die Frage hinein in den Gottesdienst, vor Gott und sein Wort. Aus der Areopag-Rede des Paulus zog Overbeck die biblisch-christliche Grundhaltung, wonach Andere, Fremde, Migranten, Andersgläubige zur einen Menschheitsfamilie gehören.
Islamischen Religionsunterricht fördern
"Das christliche Welt- und Menschenbild widerspricht damit allen Theorien, die unversöhnliche Gegensätze zwischen den Kulturen konstruieren." Bischof Overbeck sagte weiter, wir könnten an Jesus ablesen, dass zwei Pole zum christlichen Glauben gehören: Klarheit der eigenen Identität und wertschätzendes Einlassen auf andere. Angesichts der Tatsache, dass Bildung ein zentraler Faktor der Integration ist, "brauchen wir dringend Fortschritte bei der Einführung des islamischen Religionsunterrichtes an den Schulen".
Ein "integrationspolitisches Ping-Pong" bringe nicht weiter, argumentierte Overbeck gegen ein Hin- und Her von Vorwürfen an Zuwanderer oder an die Politik. Noch eine Anspielung an das Motto: "Nur wenn wir zusammen halten, werden wir die Zukunft gewinnen." www.interkulturellewoche.de