Umstrittenes Todesurteil in Virginia vollstreckt
Die 41-jährige Teresa Lewis ist im US-Bundesstaat Virginia hingerichtet worden. Die wegen Mordes zum Tode verurteilte Frau starb durch eine Giftspritze im Hochsicherheitsgefängnis von Greensville. Es war die erste Hinrichtung einer Frau in Virginia seit knapp 100 Jahren. Menschenrechtler hatten weltweit gegen die Vollstreckung des Urteils protestiert.

Lewis hatte gestanden, im Jahr 2002 zwei Männer mit dem Mord an ihrem Ehemann und ihrem Stiefsohn beauftragt zu haben. Sie soll den Tätern Geld für Schusswaffen und Munition gegeben haben. Die beiden Männer, die die Tat ausführten, erhielten nur lebenslange Haft. Teresa Lewis hatte ihr Mitwirken an der Tat nie grundsätzlich bestritten und große Reue bekundet.

Nur Minuten vor der Hinrichtung habe sie erneut um Verzeihung gebeten, berichtete die Zeitung "Richmond Times Dispatch". Nach Angaben der Verteidigung hatte Lewis einen Intelligenzquotienten von nur 72 und litt an Persönlichkeitsstörungen, die sie manipulierbar machten.

Der Gouverneur von Virginia, Bob McDonnell, hatte vor der Hinrichtung erklärt, er mache nicht von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch. Bei der letzten Hinrichtung einer Frau in Virginia wurde 1912 die 17-jährige Afro-Amerikanerin Virginia Christian auf dem elektrischen Stuhl getötet.


Todesurteil für Lewis, lebenslänglich für die Mörder

Lewis (Bild links) wurde wegen Mordes an ihrem Ehemann und Stiefsohn verurteilt. Sie hatte gestanden, 2002 zwei Komplizen für die Tat angeheuert zu haben. Als die Schüsse fielen und ihr Mann langsam verblutete, soll sie in der Küche gesessen haben. Laut der Staatsanwaltschaft handelte sie aus Habgier, weil sie eine Lebensversicherung in Höhe von einer Viertelmillion Dollar kassieren wollte. Gezielt, so die Anklage, habe sie einen der späteren Mitverschwörer mit Sex gefügig gemacht.

Der Supreme Court sah keine ausreichenden Gründe, die Hinrichtung zu blockieren. Allerdings hatten sich zwei der drei Richterinnen im insgesamt neunköpfigen Gericht dafür ausgesprochen, die Vollstreckung aufzuhalten. Das Todesurteil wird auch deshalb bemängelt, weil die Komplizen, die die Tat letztlich ausführten, mit lebenslangen Haftstrafen davonkamen.

Europäischer Druck "sehr schwierig"

Unmittelbar vor der geplanten Hinrichtung hat die Europäische Union versucht, die Exekution doch noch zu stoppen. Die EU-Länder wollten am Donnerstag ein weiteres Mal an den Gouverneur von Virginia herantreten und ihn bitten, die Todesstrafe in eine Haftstrafe umzuwandeln, wie der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, im Südwestrundfunk (SWR) sagte.

Löning betonte, es werde alles getan, um Lewis zu retten. Es sei aber äußerst schwierig, in den USA öffentlichen Druck auszuüben. Fast immer rufe das bei den jeweiligen Gouverneuren, die über Todesfälle zu entscheiden haben, eine Gegenreaktion hervor. Im Fall der beiden Deutschen, die in den USA zu Todesstrafen verurteilt sind, bemühe sich die Bundesregierung unter anderem mit Briefen und Gesuchen deren Hinrichtungen zu verhindern. Er habe aber nicht viel Hoffnung, dass sich die Amerikaner davon beeindrucken lassen.

Todesstrafe in 35 Bundesstaaten der USA

Die USA sind einer von weltweit 58 Staaten, in denen noch die Todesstrafe offiziell vollstreckt wird. Amnesty International (AI) registrierte 2009 nur in China, dem Iran, dem Irak und Saudi-Arabien mehr Hinrichtungen als in den Vereinigten Staaten.

In 35 der 50 US-Bundesstaaten sehen Gesetze die Todesstrafe für schwere Verbrechen vor. Darüber hinaus kann die Todesstrafe im ganzen Land nach Bundes- und Militärrecht verhängt werden. Seit Wiederaufnahme der Hinrichtungen 1977 wurden nach Angaben des US-Death Penalty Information Centers (DPIC) 1226 Todesurteile vollstreckt, darunter 38 im laufenden Jahr.

Laut Amnesty International wurden zwischen 1977 und 2001 in den USA auch mindestens 44 Gefangene mit geistigen Behinderungen exekutiert. Seit 1973 wurden in den USA 138 Menschen wegen erwiesener Unschuld oder erheblicher Zweifel an ihrer Schuld wieder aus den Todeszellen entlassen. Bei mindestens 23 Menschen wurde die Unschuld allerdings erst nach der Hinrichtung festgestellt.

dpa