Nur vier Prozent aller Amokläufer weltweit sind Frauen. Das besagt eine internationale Kriminalitätsstatistik. Die Rechtsanwältin aus Lörrach, die ihren Mann und einen Krankenpfleger erschoss, gehört zu dieser kleinen Tätergruppe. "Die Motive für den Amoklauf sind jedoch die gleichen", sagt Psychologin Karoline Roshdi. Sie arbeitet am Institut für Bedrohungsmanagement in Darmstadt, das seit zehn Jahren zu jugendlichen und erwachsenen Amokläufern forscht. Ob Mann oder Frau, jung oder alt, die Täter rächten sich für empfundene Missstände in ihrem privaten oder beruflichen Leben.
Wahlloses schießen auf Unbeteiligte
"Die eigene Situation muss als so ausweglos erscheinen, dass es für den Täter keine andere Lösungsmöglichkeit mehr gibt, als sich mit Gewalt daraus zu befreien", sagt Karoline Roshdi.
Die Statistik spricht dafür, das Frauen dabei in der Regel eher diejenigen bestrafen möchte, die sie für ihre Misere verantwortlich machen. Das wahllose Schießen auf Unbeteiligte entspreche eher einem männlichen Verhaltensmuster, sagt Roshdi. "Männer greifen schneller zu Waffen. Waffen sind für Männer ein Stück Männlichkeit, mit der sie sich Gerechtigkeit verschaffen können."
Bewaffnet bis unter die Zähne
Doch wie sich die Täter ausstatten, ist wieder geschlechtsunspezifisch. "Typisch sind bei Amokläufern mehrere verschiedene Waffen." Auch die Rechtsanwältin aus Lörrach hatte einen Brandsatz, Messer und eine Pistole. Bis unter die Zähne bewaffnet zu sein – in der Wissenschaft wird das Kriegermentalität genannt, sie verbindet die Amokläufer.
Um Gewalttaten vorzubeugen, müsse man gut auf die Warnsignale achten, sagt Karoline Roshdi. Ein Anhaltspunkt seien wiederholt geäußerte Gewaltfantasien. Und auch, wenn jemand schon mal auffällig bei der Polizei geworden sei. "Doch wenn Frauen morden, dann morden sie genauso hart wie Männer."
Lilith Becker ist freie MItarbeiterin bei evangelisch.de.