"Wir sind sehr bedrückt von den Missbrauchsskandalen", sagte Zollitsch. "Als Kirche haben wir das Problem zu spät wahrgenommen." Es gehe nun jedoch nicht nur um eine finanzielle Entschädigung der Opfer, sondern um eine "gesamtmenschliche Hilfe", die Beratung, Begleitung und Therapie einschließe. Die Bischöfe würden auf der Konferenz in den kommenden vier Tagen eine Rahmenordnung zur Vorbeugung gegen sexuellen Missbrauch festlegen. Es müsse eine noch größere Aufmerksamkeit und Sensibilität gegenüber dieser Gefahr in der Kirche geben.
Bei der Rahmenordnung geht es nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz um die Auswahl und Fortbildung von Personal in katholischen Einrichtungen sowie um die Schaffung von Präventionsstellen in den Bistümern. Die Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch", die Opfer sexuellen Missbrauchs an Einrichtungen des Jesuitenordens vertritt, unterstrich am Montag ihre Forderung nach einer Entschädigungszahlung von mehr als 80.000 Euro pro Kopf. Die Bischöfe müssten endlich zu ihrer Verantwortung stehen, sagte der Sprecher des "Eckigen Tisches", Matthias Katsch, im Inforadio des RBB.
Pauschale Entschädigung?
Geldzahlungen seien die einzig möglich Form der Genugtuung, die den Opfern noch bleibe, sagte Katsch. Die Kirche habe alles dafür getan, dass die Täter nicht mehr bestraft werden können und die Opfer 30 Jahre lang im Dunkeln gelassen wurden. Grundlage für die Forderung nach einer Pauschalentschädigung von 82.373 Euro pro Opfer sei der Durchschnitt von Schmerzensgeldzahlungen, die deutsche Gerichte in den vergangenen Jahren für Schmerzen der Seele verhängt hätten.
Zurückhaltend zu diesen Forderungen äußerte sich Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck in der "Frankfurter Rundschau". Geld heile keine Wunden, zudem bestehe die Gefahr, das "Größe und Schmerz der entstandenen Wunden nach der Höhe der jeweils gezahlten Entschädigungen bemessen werden". Dies müsse unbedingt vermieden werden, sagte er. Overbeck bedauerte, dass der Jesuitenorden separat über Entschädigungen berät und Bischöfe und Ordensgemeinschaften keine gemeinsame Lösung vorlegen.
Spezieller Reflektionstag
Auf der Herbstkonferenz wollen die 67 Diözesan- und Weihbischöfe nach den Worten von Zollitsch die Ereignisse der vergangenen Monate und die Präsentation der katholischen Kirche in der Öffentlichkeit an einem speziellen Reflektionstag aufarbeiten. Dabei wird eine im Mai zum Thema "Kirche und öffentliches Leben" eingesetzte Steuerungsgruppe von drei Bischöfen ihr Arbeitsprogramm erläutern. Auftrag für die Bischöfe Reinhard Marx (München), Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Franz-Josef Overbeck (Essen) ist es, eine Diskussion über die Rolle und die Aufgaben der Kirche in der pluralen Öffentlichkeit vorzubereiten.
Zu den weiteren Beratungspunkten der Vollversammlung gehört das Energiekonzept der Bundesregierung. Die Energieversorgung müsse nachhaltig sein und die Generationengerechtigkeit berücksichtigen, sagte Zollitsch. Für die Beseitigung von radioaktivem Atommüll gebe es noch keine Lösung für eine Endlagerstätte. Ein Bericht zur Katholischen Arbeitsstelle für Missionarische Pastoral in Erfurt und kirchliche Anforderungen an die Religionslehrerausbildung sind weitere Themen auf der Herbstkonferenz. Außerdem wollen die Bischöfe die Zukunft der Pflege erörtern.
Mahnwache für Reformen
Die Predigt des Eröffnungsgottesdienstes an diesem Dienstagmorgen im Fuldaer Dom hält Erzbischof Zollitsch. Mit einer Mahnwache will die Kirchenvolksbewegung am Donnerstag für Reformen in der katholischen Kirche werben.
epd