Die andere Hochzeitsnacht: 40 Paare an einem Abend
Acht Priester, 40 Paare, ein Abend Zeit: Im finnischen Vantaa hat ein Pfarrer die Massenhochzeit neu erfunden. Paare melden sich an und können sich dann in Serie trauen lassen. Diese etwas andere Hochzeitsnacht findet großen Zuspruch bei den Paaren.
19.09.2010
Von Ulrike Pape

Weit im Voraus das Hochzeitsfest zu planen, ist nichts für Heli Rantala und Mika Taaritsamen: "Der Zeitpunkt war jetzt genau richtig", sagt die 33-jährige Braut und strahlt, "Wir sind seit 15 Jahren zusammen und sahen es nicht ein, noch länger zu warten." Das war vor einer Woche. Die beiden reichten kurzerhand bei ihrer Gemeinde die erforderlichen Unterlagen ein. Sieben Tage später haben sie das Zertifikat und stehen noch am selben Tag vor dem Traualtar.

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Mit ihnen heiraten an diesem verregneten Freitag um die 40 Paare in der Sankt Laurentius Kirche in Vantaa, 20 Kilometer nördlich von Helsinki. Wie viele genau sich das nächtliche Ja-Wort geben, ist noch nicht abzusehen. Denn kurz Entschlossene sind ebenso willkommen – auch ohne Anmeldung, solange sie das offizielle Zertifikat vorweisen können, das ihnen die Gemeinde nach Prüfung der Unterlagen aushändigt. Finnland ist schließlich nicht Las Vegas.

Menschen mit Event-Hochzeit in die Kirche locken

"Hääyö" heißt die Veranstaltung, auf Deutsch "Hochzeitsnacht". Der Begriff bekommt hier in der prächtigen mittelalterlichen Kirche, Baujahr 1460, eine neue Bedeutung. Von Freitag auf Sonnabend stehen acht Priester zur Verfügung, die im 30 Minuten-Takt Trauungen durchführen. Es gilt: First come, first served - also schön der Reihenfolge nach. Auf die Idee kam Pfarrer Heikki Leppä (Bild rechts) vor zwei Jahren, als er die alljährliche Nacht der Künste in Helsinki besuchte, mit Autorenlesungen, Musikaufführungen und Theaterstücke bis tief in die Nacht.

"Warum sollte nicht auch die Kirche solch eine nächtliche Veranstaltung organisieren?", überlegte er sich damals. "Das lockt sicherlich viele Menschen in die Kirche." Damit lag der Initiator richtig: Im vergangenen Jahr gab es zum ersten Mal die "Hochzeitsnacht". 92 Pärchen nahmen teil, die letzte Trauung endete um 2 Uhr früh. Inzwischen hat Idee Nachahmer gefunden: Im nah gelegenen Espoo wurde Anfang des Jahres ebenfalls eine Massenhochzeit veranstaltet.

Es geht ums Heiraten und nicht das Drumherum

Tuija Salo und Ari Vinberg sind um 21 Uhr an der Reihe, vorher haben sie ein 15-minütiges Gespräch mit ihrem Priester. Beide sind aufgeregt. Ari Vinberg zupft an seiner roten Leder-Krawatte und zeigt auf seine Tasche, darin hat er Blaubeerlikör. "Für vor und nach der Trauung", sagt er und lacht. Sechs Jahre ist das Paar liiert. "Wir haben immer gesagt, dass wir eines Tages mal heiraten", sagt der 50-jährige. "Heute ist es soweit."

Eine große Feier wollte das Paar nie. "Wir werden morgen im kleinen Kreis mit unseren Kindern ein bisschen feiern", konstatiert Tuija Salo, die zur Feier des Tages einen silbernen Haarreif trägt. Zweimal war die 39-Jährige bereits verheiratet, für den zukünftigen Gatten ist es das erste Mal. 200 Kilometer sind sie vom nordöstlich gelegenen Lappeenranta gefahren, um sich in der beliebten Kirche das Ja-Wort zu geben. Große Pläne für den restlichen Abend haben sie nicht. "In unserem Hotel spielt eine Band, die werden wir uns anschauen", sagt der 50-Jährige.

Mit "Fun" und "relaxt" beschreibt auch Priester Toni Fagerholm die "Nacht der Hochzeit". Beim letzten Mal vermählte er 17 Paare. "Viele zögern zu heiraten, weil es finanziell und zeitlich immer aufwendiger wird", konstatiert der Priester. Der heutige Abend zeige jedoch, worum es eigentlich geht – ums Heiraten und nicht die Feierlichkeiten drumherum. "Wir wollen den Menschen zeigen, dass eine Hochzeit eigentlich keine großen Umstände machen muss." Und nur bei der Hochzeit soll es nicht bleiben. Für den 31. Oktober ist die nächste Massen-Veranstaltung in der Kirche geplant: der Tag der Taufe – den Kleinen zuliebe dann allerdings tagsüber.


Ulrike Pape ist freie Journalistin und war in Finnland live dabei.