Die Straße macht weiter Druck gegen "Stuttgart 21"
Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in Stuttgart erneut gegen den umstrittenen Umbau des Hauptbahnhofs demonstriert. Mit Plakaten, Pfiffen und Protestrufen machten sie ihrem Unmut gegen das milliardenteure Großprojekt Stuttgart21 Luft. Unter dem Motto "Endspurt gegen Stuttgart21 - Volksversammlung" hatte ein Aktionsbündnis zum Protest aufgerufen.

Selbst den Tag der offenen Tür im Amtssitz von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) nutzten die Gegner, um mit Trillerpfeifen und Transparenten Stimmung zu machen. Schützenhilfe erhielten sie von Verdi-Chef Frank Bsirske, der den Demonstranten ein Grußwort übermittelte. "Hier werden die Euros nur so rausgeworfen, für einen Bahnhofsumbau, dessen Nutzen mehr als zweifelhaft ist", ließ der Gewerkschaftsboss aus der Ferne verkünden. Die Regierung fürchte sich vor dem Bürgerprotest.

Gut ein halbes Jahr vor der Landtagswahl sagte Mappus unterdessen, den Gegnern gehe es gar nicht um das Projekt, sondern um einen Machtwechsel. "Den Stuttgart21-Gegnern geht es nicht um Stuttgart21, sondern darum, was sie am 27. März politisch gerne hätten - was wir verhindern werden", sagte Mappus am Samstag beim Landestag der Jungen Union in Ehingen im Alb-Donau-Kreis. Er sprach den in Umfragen starken Grünen die Regierungsfähigkeit ab.v

Derweil stärkte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) den Rücken. Er war am Freitag im Bundestag hart mit den Stuttgart21-Gegnern ins Gericht gegangen. "Es besteht ein bundesweites Interesse, dass der Südwesten nicht von einem modernen Fernverkehr in Europa abgehängt wird", sagte Schavan in der Wochenendausgabe des "Hamburger Abendblatts".

Demonstranten besetzen immer noch Bäume und Schlossgarten

Aus Protest gegen das Milliarden-Projekt hatten seit Freitagabend Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood und der sogenannten Parkschützer erneut Bäume im mittleren Schlossgarten nahe dem Bahnhof der Stadt besetzt. Ihre Baumhäuser wurden zunächst nicht von der Polizei geräumt. Im Schutz der Menge bauten Demonstranten auch ihre Zelte auf.

In den vergangenen Wochen waren immer wieder Zehntausende gegen Stuttgart21 auf die Straße gegangen. Das von der Bahn auf 4,1 Milliarden Euro bezifferte Projekt sieht die Umwandlung des Hauptbahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation und deren Anbindung an die geplante Neubaustrecke nach Ulm vor, die noch einmal 2,9 Milliarden Euro kosten soll. Kritiker befürchten hingegen zweistellige Milliarden-Beträge.

dpa