Kumpel in Chile: Freudentänze in der Tiefe
Nach der ersten Rettungsbohrung zu den eingeschlossenen Bergarbeitern in Chile hoffen alle auf eine schnelle Bergung der Kumpel. Dies ist jetzt vielleicht schon im Oktober möglich.

Seit mehr als einem Monat sind 33 Arbeiter in einer Kupfer- und Goldmine in Chile eingeschlossen - aber angesichts der Ankunft der ersten Rettungsbohrung führten sie Freudentänze in der Tiefe auf. In einem Video, das die Männer unter Tage aufnahmen und das chilenische Fernsehen am Samstag zeigte, ist der Augenblick zu sehen, in dem der Bohrkopf durch das Gestein in den Werkstattraum bricht.

Aufgeregt strahlen die Männer mit weißen Helmen auf dem Kopf und roten Hemden den sich langsam mahlenden Bohrkopf mit Taschenlampen an. "10.35 Uhr genau", ruft der Anführer der Gruppe, Mario Sepúlveda, in die Kamera. "Ganz Chile soll wissen, dass es uns gut geht. Vielen Dank, Chile! Es lebe Chile!", rufen dann mehrere Männer, packen sich bei den Schultern und hüpfen vor Freude im Kreis.

Rettung scheint schon im Oktober möglich

Der Bohrer vom Typ Schramm T-130 war am Vortag zu dem Werkstattraum in 630 Meter Tiefe vorgestoßen, zu dem die weiter unten lebenden Arbeiter Zugang haben. Es handelte sich zunächst nur um eine Röhre mit 30 Zentimeter Durchmesser. Sie muss in einem zweiten Arbeitsgang in den kommenden Wochen auf etwa 70 Zentimeter erweitert werden. Dann können die seit dem 5. August verschütteten Bergleute einer nach dem anderen in einer Rettungskapsel an die Oberfläche gezogen werden.

Dies könnte eventuell doch wesentlich früher geschehen als bisher befürchtet. Chilenische Medien spekulierten bereits über eine Rettung noch im Oktober. Auch Bergbauminister Laurence Golborne gab sich optimistisch, sprach aber vorsichtshalber weiter von einer möglichen Rettung im November, wohl um keine falschen Hoffnungen zu schüren. Anfangs war eine Rettung erst kurz vor Weihnachten für möglich gehalten worden.

"Ich weiß nicht genau wann, aber sie werden ganz bestimmt gerettet. Und was den Zeitpunkt anbelangt, so hoffen wir auf eine sehr schöne Überraschung", sagte Präsident Sebastián Piñera am Samstag am Rande der Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag der chilenischen Unabhängigkeit von Spanien.

Festmahl in 700 Meter Tiefe

Die Kumpel in der Tiefe wollten am Wochenende so wie das ganze Land die Unabhängigkeit feiern. Den Tunnel in 700 Meter Tiefe, wo sie seit Wochen aushalten, wollten sie mit Girlanden schmücken. Um sich ihren Angehörigen, die seit Wochen über der Mine im harschen Klima der Atacama-Wüste campieren, näher zu fühlen, wollten die Kumpel in der Tiefe und die Angehörigen zeitgleich Flaggen hissen und die Nationalhymne singen.

Anschließend erwartete die Arbeiter ein Jahrestagsfestmahl: Auf dem Speiseplan steht das traditionelle chilenische Essen zum Nationalfeiertag: Empanadas, Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen, sowie das als Asado bekannte Fleisch vom Holzkohlegrill. Nur der normalerweise dazugehörende Rotwein wird den Eingeschlossenen vorenthalten - unter Tage gilt Alkoholverbot. Aber für die Raucher gab es zumindest Zigaretten.

dpa