Angesichts der stetig sinkenden Zahl von Theologiestudenten befürchtet der Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in 10 bis 15 Jahren deutschlandweit einen Mangel an Seelsorgern. 1992 hätten noch 8.500 junge Menschen für das evangelische Pfarramt studiert, derzeit seien es 2.300, sagte der Verbandsvorsitzende Klaus Weber am Dienstag vor Beginn des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertages kommende Woche in Rostock. Von 2020 an würden starke Pfarrer-Jahrgänge in den Ruhestand treten.
Schätzungen zufolge werden die evangelischen Kirchen in Deutschland 2030 ein Drittel weniger Mitglieder haben als heute, sagte er. Deshalb würden bereits Pfarrstellen abgebaut. Schon jetzt seien etwa in Mecklenburg-Vorpommern Pfarrer für Dutzende Gemeinden zuständig, der wichtige persönliche Kontakt reiße ab. Gottesdienste würden vermehrt von ehrenamtlichen Mitarbeitern gehalten.
Es sei auch nicht zu erkennen, dass in den Landeskirchen viel Mühe in den Aufbau finanziell tragfähiger Strukturen investiert werde. Er vermisse das Engagement, um neue Wege zu den Menschen zu finden, sagte Weber: "Die Menschen sind sehr aufgeschlossen für Fragen nach dem Sinn und dem Ziel des Lebens. Wir müssen sie für die biblische Botschaft öffnen und sie langfristig an die Kirche binden."
Anforderungen an die Pfarrarbeit steigen
Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an die Pfarrer, wie Weber sagte. Um die Herausforderungen bewältigen zu können, müssten die Seelsorger Schwerpunkte setzen. Schwerpunkte der Pfarrer-Tätigkeit seien für ihn nach wie vor liebevoll vorbereitete Gottesdienste und die Begleitung von Menschen an den Wendepunkten des Lebens wie Taufe, Konfirmation, Trauung bis hin zur Beerdigung. "Es gibt keine andere Berufsgruppe, denen die Türen der Häuser noch so offen stehen", betonte Weber.
Zum Deutsche Pfarrerinnen- und Pfarrertag vom 20. bis 22. September werden in Rostock mehr als 400 Theologen erwartet. Es ist der bundesweit größte theologische Fachkongress. Unter dem Motto "Die Evangelische Kirche und die soziale Frage" wollen die Teilnehmer soziale Einrichtungen in Rostock besuchen. Dem Verband gehören etwa 21.000 Theologen in 22 Mitgliedsvereinen an. Sein Ziel sei es, die Gemeinschaft der Pfarrer über die Grenzen der Landeskirchen hinaus zu stärken und den theologischen Gedankenaustausch zu fördern, hieß es.