Irak: 30.000 Häftlinge ohne Verfahren in Gefängnissen
"Tägliche Willkür und Brutalität": Im Irak sind nach Schätzungen von Amnesty International etwa 30.000 Menschen ohne Anklage und Kontakt zur Außenwelt inhaftiert.

Den Gefangenen drohten täglich Folter und Misshandlung, wie zahlreiche Beispiele zeigten, heißt es in einem am Montag in Berlin und London veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation.

"In irakischen Gefängnissen herrschen Willkür und Brutalität", erklärte Carsten Jürgensen, Irak-Experte der Londoner Amnesty-Zentrale. Dies drohe nun auch den rund 10.000 Häftlingen, "die die US-Einheiten an die Iraker abgegeben haben".

"Systematische Menschenrechtsverletzungen"

Amnesty dokumentiert in dem Bericht anhand der Aussagen von Häftlingen und ehemaliger Insassen die Foltermethoden in den irakischen Gefängnissen. Danach werden Häftlinge mit Stromkabeln geschlagen, stundenlang an den Gliedmaßen aufgehängt sowie mit Stromstößen und Bohrmaschinen traktiert. Immer wieder sei es zu infolge der Folterungen zu Todesfällen gekommen, heißt es.

"Die irakischen Sicherheitskräfte sind für systematische Menschenrechtsverletzungen verantwortlich", sagte Jürgensen. Trotz vorliegender Beweise seien in den vergangenen Jahren aber kaum Folterer zur Rechenschaft gezogen worden. Dem Bericht zufolge steht am Anfang der Haft oft eine willkürliche Festnahme aufgrund von Falschinformationen.

Zudem würden Gefangene jahrelange Haft in geheimen Gefängnissen festgehalten. Durch Folter erzwungene Aussagen würden vor Gericht als Beweise zugelassen. Hunderte Gefangene seien bereits aufgrund erpresster Geständnisse zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.

Jürgensen forderte die irakische Regierung auf, der internationalen Öffentlichkeit zu beweisen, "dass sie den politischen Willen hat, die Menschenrechte aller Iraker zu achten". Es müssten effektive Maßnahmen zum Schutz der Gefangenen ergriffen werden.

epd