Flutopfer feiern traurig Ende des Ramadans
Die islamische Welt feiert das Ende des Fastenmonats Ramadan. Die Menschen in Pakistan erleben die Feiertage nach der Jahrhundertflut zumeist mit großen Sorgen. Viele von ihnen kämpfen ums Überleben.
11.09.2010
Von Nadeem Sarwar

"Was sollen wir hier in den Zelten feiern?", fragt Gul Mohammad in einem Flüchtlingslager für Flutopfer in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Nordwesten Pakistans. "Wir haben kein Haus, keine Kleidung. Wir können keine Häuser von Verwandten besuchen und uns können keine Verwandte besuchen. Für uns gibt es keine Feier zum Ende des Ramadans."

Am Freitag begann in den meisten arabischen Ländern das Fest des Fastenbrechens, das den islamischen Fastenmonat beendet. Doch Millionen von Flutopfern in Pakistan kämpfen derweil ums Überleben - vielen von ihnen fehlt es am Nötigsten, an Wasser und Lebensmitteln.

Mehr als 1.700 Tote

Die Jahrhundertflut hat ein Fünftel des Landes überschwemmt, mehr als 1.700 Menschen starben, mehr als zwei Millionen sind obdachlos - so lauten die nackten Zahlen der Vereinten Nationen. Die Sintflut zerstörte die Ernte auf riesigen Flächen. Acht Millionen Menschen sind auf Nahrungsmittel angewiesen, die von der Regierung oder von Hilfsorganisationen ausgegeben werden. Die Verteilung verläuft schleppend, viele Pakistaner kritisierten das, während sie versuchten, das Fest des Fastenbrechens in den Notunterkünften wenigstens ein bisschen zu feiern.

"Mein Haus und alles, was darin war, ist zerstört. Meine drei Töchter tragen alte Kleider zum Fest. Ich hatte etwas Geld übrig, davon habe ich für die Kinder neue Schuhe gekauft", sagte Zahir Ahmad. Er steht vor seinem Zelt in einem Flüchtlingslager in Charsadda, einem Bezirk in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa. "Von der Regierung gab es nichts für uns. Keiner ist gekommen, um uns zu helfen." So wie Ahmad haben viele Flutopfer kaum Interesse und keine Energie, das Ende des Ramadans zu begehen.

Kein großer Aufwand

Die pakistanische Regierung forderte die Menschen auf, auf großen Aufwand zu verzichten und zurückhaltend zu feiern. Premierminister Yousaf Raza Gilani und Oppositionsführer Nawaz Sharif besuchten Flüchtlingslager. "Die Feierlichkeiten in diesem Jahr fallen in einen Moment der Geschichte, in dem ein großer Teil des Landes unter Verwüstungen leidet, die von den Fluten vor dem Ramadan herrühren", sagte Gilani. "Millionen von Landsleuten sind obdachlos und müssen mit großen Schwierigkeiten kämpfen."

In Karachi, der Hauptstadt der südlichen Provinz Sindh, verteilten bekannte Sänger und TV-Stars Geschenke an die Flutopfer. Doch nur wenige kamen in den Genuss der Aufmerksamkeiten.

Kinder auf Grabsteinen

Etwa 125 Kilometer südöstlich der Hafenmetropole sitzen halbnackte Kinder auf Grabsteinen eines Friedhofs. Von Feiern zum Ende des Ramadans ist nichts zu sehen. Ihre Eltern sind damit beschäftigt, Wasser von einem Tankwagen zu holen. Hunderte Familien sind hierhin geflüchtet, als die Fluten kamen. Die wenigsten haben ein Zelt, fast alle schlafen unter freiem Himmel - Hitze, Monsunregen und giftigen Tieren schutzlos ausgesetzt. "Für uns gibt es kein Fest, für uns geht es jeden Tag um den Tod. Wir versuchen, am Leben zu bleiben", sagt der Flüchtling Javed Iqbal.

dpa