"Veggiday": Mit Tomatenragout das Klima schützen
Tomatenragout mit Rührei und mexikanischer Bohneneintopf sind genauso wie Gemüsepizza oder Eier mit Blattspinat gut fürs Klima. Diese und andere Gerichte ohne Fleisch sollten nach Auffassung der Bremer Bürgerstiftung jeden Donnerstag auf dem Speiseplan stehen.
09.09.2010
Von Ulf Buschmann

Denn an diesem Tag ist in der ganzen Stadt "Veggiday". Die Stiftung hat die Aktion, die in dieser Form noch bundesweit einmalig ist, Ende Januar ins Leben gerufen. Inzwischen sind immer mehr Städte interessiert.

Anfragen gibt es nach Auskunft von Koordinatorin Christiane Schwalbe unter anderem aus Hannover, Osnabrück, Münster, Bremerhaven, Freiburg und sogar aus Wien. Alle wollen wissen, wie den Bremern der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Essgewohnheiten vermittelt und schmackhaft gemacht wird. Vorbild ist das belgische Gent: Dort bieten seit 2009 nicht nur öffentliche Einrichtungen, sondern mehr als 100 Restaurants vor allem in der Innenstadt an einem Tag in der Woche vorwiegend vegetarisches Essen an.

Massentierhaltung schadet Klima

Dass ein Kartoffelauflauf mit Spinat und Tomaten besser für das Klima ist als ein Schmorbraten, hat die UN-Welternährungsorganisation FAO schon vor Jahren bewiesen. Demnach ist die konventionelle Landwirtschaft mit ihrer Massentierhaltung für knapp 20 Prozent des weltweiten Ausstoßes klimaschädlicher Gase verantwortlich. Für die Wissenschaftler des US-amerikanischen "Worldwatch Institute" entsteht sogar die Hälfte der menschenverursachten Treibhausgase bei der Nutztierhaltung und der Verarbeitung von Tierprodukten.

Die Bremer sagen unter anderem dem Rinderfurz mit Recht den Kampf an, denn das Methan pupsender Kühe ist 25 mal schädlicher als Kohlendioxid. Und: Um ein Gramm tierisches Eiweiß zu produzieren, seien 16 Gramm Pflanzeneiweiß notwendig, bilanziert der Bremer Wissenschaftler Dirk Wassermann. Wer auf Hamburger statt auf Kartoffelrösti stehe, sorge überdies indirekt dafür, dass in Südamerika Kohlendioxid aufnehmende Regenwälder für Rinderweiden und Futteranbau-Flächen gerodet würden. Summa summarum rechnen die Veggiday-Initiatoren vor: Wenn alle 550.000 Bremer an 52 Tagen vegetarisch essen, ersparen sie der Atmosphäre die CO2-Belastung, die von jährlich 40.000 Autos ausgeht.

Bremen will Hochburg der Vegetarier werden

"An den Zusammenhang mit dem Klima habe ich am Anfang auch nicht gedacht", sagt Sabine Westermann, Leiterin der Mensa der Bremer Wilhelm-Kaisen-Oberschule. Den Mädchen und Jungen sei es ebenso wenig bewusst, ist sich die 43-Jährige sicher: "Das muss natürlich auch im Unterricht behandelt werden." Die Schule ist eine von zurzeit mehr als 20 Veggiday-Kooperationspartnern, die bei der Aktion eine tragende Rolle spielen. Dazu zählen Altenheime genauso wie eine Krankenkassen-Kantine, das evangelische Diakonissen-Krankenhaus und das italienische Spezialitätenrestaurant "La Villa".

Bildungsveranstaltungen wie Kurse der Volkshochschule begleiten die Kampagne und sollen dazu beitragen, dass Bremen zu einer Hochburg der Vegetarier wird. Schwalbe möchte den Zusammenhang von Klima und Ernährung besonders Kindern und Jugendlichen vermitteln. Sie könnten "das Essen noch lernen", sagt die Koordinatorin. Es sind ohnehin hauptsächlich Jüngere, die sich beteiligen, hat Küchenchef Peter Schneehage im Diakonissen-Krankenhaus erfahren. "Ältere stehen da nicht so drauf."

epd