Florida: Empörung über geplante Koran-Verbrennung
Aufschrei in den USA: Eine kleine radikale Kirchengemeinde in Florida will öffentlich den Koran verbrennen. Die Aktion könnte Anschläge auf amerikanische Soldaten in Afghanistan provozieren - den zuständigen Pastor stört das wenig.

Die US-Regierung ist empört über die geplante öffentliche Koran-Verbrennung durch eine kleine radikale Kirchengemeinde in Florida. US-Außenministerin Hillary Clinton kritisiert das Vorhaben scharf. Anlässlich eines Fastenbrechens im islamischen Monat Ramadan am Dienstagabend in Washington sagte sie: "Ich fühle mich ermutigt von der klaren, unmissverständlichen Verurteilung dieses respektlosen, schändlichen Akts" durch führende Vertreter aller Glaubensrichtungen in den USA.

Respektlosigkeit

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley, nannte es eine Provokation. Es zeige Respektlosigkeit gegenüber einer Religion. Er hoffe, dass die Gruppe von ihrem Plan doch noch abrückt.

Zugleich betont Crowley, dass es sich um eine extrem kleine Religionsgemeinschaft in der Stadt Gainesville in Florida handele. Die Welt dürfe Amerika "nicht an der Aktion eines Pastors oder 50 Anhänger" messen. Crowley fügte hinzu, dass Stadtverwaltung die Aktion verboten habe, doch es sei unklar, ob sich die Kirchengemeinde daran halten werde.

Das evangelikale Dove World Outreach Center in der 120.000-Einwohner-Stadt Gainesville hat den 11. September zum "Internationalen Tag der Koran-Verbrennung" erklärt. Es wolle der Opfer der Terroranschläge vor neun Jahren gedenken und dem radikalen Islam eine klare Absage erteilen, sagte der Gemeindepastor Terry Jones.

"Der Islam ist eine schlechte Religion." Der Koran "ist für den 11. September verantwortlich", meint Jones in einem Video auf der Website seiner Gemeinde. Jones nannte die Sorgen zwar durchaus berechtigt. Er wolle die Verbrennung aber trotzdem nicht absagen. "Wir müssen eine klare Botschaft an den radikalen Islam senden, dass wir seine Drohungen und die Verbreitung von Angst hier bei uns in Amerika nicht tolerieren", meinte er.

Der Koran ist das heilige Buch der Muslime, die verlangen, dass es mit höchstem Respekt behandelt wird. Verstöße werden als zutiefst beleidigend empfunden und haben in der Vergangenheit wiederholt gewalttätige Reaktionen ausgelöst.

Kritik von EKD und Vatikan

In Washington verurteilten religiöse Führer die geplante Verbrennung. Es handele sich zum ein "besonders ungeheuerliches" Vorhaben, meinten muslimische, christliche und jüdische Vertreter.Zugleich mahnten sie religiöse Toleranz in den USA an. Sie verurteilten eine "steigende Welle von Angst und Intoleranz" in den USA, hieß es mit Blick auf jüngste Proteste gegen den geplanten Bau eines muslimischen Kulturzentrums in der Nähe der Anschläge vom 11. September in New York.

Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, hat die Verbrennung des Koran gerügt. Dies stelle eine "unerträgliche Provokation" dar, sagte Schindehütte am Mittwoch in Hannover. In einem Land wie den USA, das der Freiheit der religiösen Überzeugung einen sehr hohen Wert beimesse, sollte mit Respekt mit den grundlegenden Schriften anderer Religionen umgegangen werden, mahnte der evangelische Theologe.

Die evangelische Kirche distanziere sich entschieden von solch provozierenden Handlungen, sagte Auslandsbischof Schindehütte. Derartige Aktionen seien mit dem christlichen Zeugnis nicht vereinbar und trügen in keiner Weise dazu bei, Probleme zu lösen und Vertrauen zu schaffen. Gerade zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan diene eine solche Handlung nicht der Verständigung, sondern gebe radikalen Positionen und Reaktionen neuen Nährboden. Christen seien verpflichtet, mit Muslimen in guter Nachbarschaft zu leben und zum Frieden beizutragen, betonte der Bischof.

Gewaltsame Proteste 2006

Kritik kam auch vom Vatikan: Der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog hat die geplanten Koran-Verbrennungen aufs Schärfste verurteilt. Der Gewalt der Terroranschläge dürfe nicht durch eine "schwerwiegende Beleidigung eines von einer Religionsgemeinschaft als heilig angesehenen Buchs" begegnet werden, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung der Vatikanbehörde.

Jede Religion habe mit ihren heiligen Büchern, Orten und Symbolen ein Recht auf Respekt und Schutz. Diese seien "der Würde der Personen, die ihr angehören und ihren freien religiösen Entscheidungen geschuldet". Die Verantwortlichen aller Religionen haben dem Rat für Interreligiösen Dialog zufolge im Zusammenhang mit dem Jahrestag der Attentate des 11. September 2001 die Pflicht, "die klare Verurteilung jeder Form von Gewalt zu bekräftigen, vor allem der im Namen der Religion begangenen".

2006 hatten Karikaturen des Propheten Mohammeds in dänischen Medien gewaltsame Proteste in der muslimischen Welt ausgelöst, bei denen über 20 Menschen getötet worden. Auch eine Rede von Papst Benedikt XVI. 2006 in Regensburg, in dem er den Islam durch ein historisches Zitat mit Gewalt in Verbindung brachte, führte zu Unruhe und Protesten.

epd/dpa