Bischöfe sind in Sorge wegen "Stuttgart 21"
Wegen des umstrittenen Bahnprojekts "Stuttgart 21" sorgen sich die beiden großen Kirchen in Württemberg um den gesellschaftlichen Frieden und warnen vor Verunglimpfungen.

In einer gemeinsamen Erklärung vom Montag appellieren der evangelische Württemberger Landesbischof Frank Otfried July und der katholische Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, an Befürworter und Gegner des Bauvorhabens, sich gegenseitig in ihrer Würde nicht zu verletzen. Keine Seite dürfe die andere verunglimpfen.

Die Auseinandersetzungen um den Bau ließen in der Bürgerschaft der Stadt und darüber hinaus tiefe Risse erkennen, erklärten die Bischöfe. Die Kirchen nähmen in dem Konflikt weder für noch gegen das Projekt Stellung, sondern wollten eintreten "für Menschenwürde und für einen Umgang in der inhaltlichen Auseinandersetzung, der dem sozialen Frieden dient". Die Bischöfe begrüßten den geplanten Runden Tisch und wollen "gerne mithelfen, dass dieses Gespräch zustande kommen kann".

Unterschiedliche Meinungen

Es sei nicht die Aufgabe der Kirchen, zu "Stuttgart 21" juristische, wissenschaftliche oder politische Stellungnahmen abzugeben, hieß es. Auch Kirchenmitglieder bewerteten das Projekt unterschiedlich. "Wir sind als Kirchen nicht unparteilich. Jedoch beziehen wir anders Partei, als es Gegner und Befürworter von den Kirchen fordern", schreiben die Bischöfe.

Mit dem begonnenen Projekt soll der bisherige Stuttgarter Hauptbahnhof unter die Erde verlegt werden. Auf dem bisherigen Gelände soll ein neuer Stadtteil entstehen. Gegen den Abriss des zum Teil denkmalgeschützten Hauptbahnhofs wehren sich mehrere zehntausend Baugegner mit Demonstrationen und Menschenketten. Sie halten das Projekt für überflüssig.

epd