Islam wird dauerhaft zur Gesellschaft gehören
Der Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Istanbul, Holger Nollmann, sieht in der Integration des Islam in Deutschland eine große Herausforderung auch für das Staatsreligionsrecht.

"Prämisse aller integrationspolitischen Bemühungen muss die Anerkennung der schlichten Tatsache sein, dass der Islam zu einem dauerhaften Bestandteil der deutschen Gesellschaft geworden ist", forderte Nollmann am Samstag auf der Sondersynode der rheinischen Kirche in Duisburg. Dazu gehöre auch, die öffentliche Sichtbarkeit des Islam zu akzeptieren.

Religionsfreiheit sei mehr als Toleranz, unterstrich der Theologe. Sie meine einen unveräußerlichen Anspruch auf ein Menschenrecht. Die religiös-weltanschauliche Neutralitätspflicht des Staates dürfe dabei aber keine Ignoranz oder Gleichgültigkeit gegenüber den Religionen bedeuten. Vielmehr müsse der Staat die Religionsgemeinschaften ohne falsche Parteinahme als wichtige Elemente der Zivilgesellschaft fördern. Bei einer solchen "fördernden Neutralität" müsse allerdings der Grundsatz der Gleichbehandlung gewahrt bleiben.

Durch die Anerkennung einer öffentlichen Rolle der Religionsgemeinschaften und die Einladung zu wohlwollender Kooperation könne der Staat die besten Seiten jeder Religion stimulieren, hob Nollmann hervor. "Eine Verdrängung der Religion aus dem öffentlichen Raum hingegen würde religiös motivierte Konflikte lediglich zeitweilig unterdrücken, sie aber nicht lösen."

Die Kirchen rief der Theologe zum interreligiösen Dialog auf. Dazu gebe es keine Alternative, "denn nur durch ihn kann wirklich gegenseitiger Respekt und gegenseitiges Verständnis gefördert werden". Außerdem stünde es ihnen gut an, für einen islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen einzutreten.

epd