Gauck ruft auf Ehrenamtstag zu Einsatz für Demokratie auf
Joachim Gauck hat zu einem mutigen Einsatz für Demokratie aufgerufen. "Man kann sich in Sanftheit auch verirren", sagte er auf dem "Ehrenamtlichentag 2010" der hannoverschen Landeskirche.

Es gebe in der Gesellschaft auch Feinde der Menschenwürde und Menschenrechte, betonte der ehemalige DDR-Bürgerrechtler vor den rund 7.500 anwesenden ehrenamtlichen Mitarbeitern der Landeskirche. "Deshalb ist es töricht zu glauben, man müsse die Welt einfach nur erdulden."

Gauck, der im Juni für SPD und Grüne für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert hatte, ermunterte die Zuhörer, die Politiker zu drängen, ihnen in Bürgerversammlungen ihr Handeln zu erklären.

Dank an Ehrenamtliche

Mit dem Ehrenamtstag will sich die größte evangelische Landeskirche in Deutschland für das Engagement ihrer rund 100.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedanken. "Ehrenamt heißt: Ich habe einen Sinn in dem gefunden, was ich tue, und ich habe Freude, etwas an andere weiterzugeben", sagte der stellvertretende Landesbischof Hans-Hermann Jantzen aus Lüneburg. Die Freiwilligen könnten hier "ihre ehrenamtlichen Batterien aufladen".

Nach Ansicht des Hirnforschers Manfred Spitzer ist ehrenamtliches Engagement gesund. "Anderen zu helfen, ist sechsmal effektiver als Aspirin", sagte der Direktor der Psychiatrischen Uniklinik Ulm in seinem Vortrag: "Rein rechnerisch könnte man allein durch Ehrenämter die Streichung einer ganzen Reihe von Langzeitmedikationen ausgleichen." Freiwilliger Einsatz für andere beuge Bluthochdruck, erhöhtem Blutzucker oder zu hohen Blutfetten vor.

Mehr Geld vom Staat

CDU-Generalsekretär Herrmann Gröhe forderte in einem Gespräch zum Thema Diakonie, dass der Staat mehr Geld in die Arbeit von Ehrenamtlichen investieren solle. So müssten Freiwillige besonders in den Hospizdiensten professionell begleitet werden. Die Pläne von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) zu einem Freiwilligen Zivildienst nannte er eine "große Herausforderung" für alle Einrichtungen. Der staatliche finanzierte Freiwilligendienst erschwere den jungen Menschen den Einstieg in soziale Berufe.

Auf einer Showbühne mit Popmusik, Theater und Tanz hob der Präsident des Fußball-Bundesligaclubs Hannover 96, Martin Kind, den gesellschaftlichen Wert des Ehrenamtes hervor. "Ohne Ehrenamt kann ein gemeinnütziger Verein nicht geführt werden", sagte er in einem Interview. Hannover 96 habe als erster Bundesligaverein ein Programm mit rund 70 Freiwilligen ins Leben gerufen, die sich rund um das Stadion um die Fans kümmerten.

epd