Japaner beginnen wieder mit Abschlachten von Delfinen
Trotz weltweiter Proteste, dafür aber mit Billigung der Regierung, haben Japaner am Donnerstag im Walfangdorf Taiji wieder mit dem alljährlichen Abschlachten von Delfinen begonnen.

Zuerst wählen Tiertrainer dort die besten Exemplare für Delfinarien im In- und Ausland aus, dann werden die übrigen mit Speeren, Haken und Messern getötet. In seinem mit dem Oskar gekrönten Dokumentarfilm "Die Bucht" hat der amerikanische Taucher und Unterwasser-Fotograf Louie Psihoyos der Weltöffentlichkeit das Gemetzel mit Hilfe versteckter Kameras vor Augen geführt, das bis zum Frühjahr andauert.

Sechs Walfangboote verließen am frühen Morgen den Hafen von Taiji und orteten eine Gruppe von rund 20 Delfinen, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Durch Hämmern auf Metallstangen im Meer legen die Fischer den Orientierungssinn der Delfine lahm und treiben sie so in eine Lagune, die mit Netzen abgesperrt wird. Vor den Augen von Spaziergängern wählen Tiertrainer zunächst die besten Exemplare für Delfinarien aus. Was der Besucher des Ortes jedoch nicht sehen darf, ist das Gemetzel an den übrigen Tieren, das sich in einer versteckt hinter Felsen gelegenen Nachbarlagune abspielt.

Tausende von Delfinen fallen auf diese Weise in Taiji, rund 700 Kilometer südlich von Tokio, sowie wenigen anderen Orten Japans der Treibjagd zum Opfer - mit Billigung der Regierung, die Fangquoten setzt. Die Jagd an der Küste unterliegt nicht der Kontrolle der Internationalen Walfangkommission. Ein Teil des laut Umweltschützern hochgradig mit Quecksilber verseuchten Fleisches der abgestochenen Kleinwale gelangt später in den Handel. Unterdessen überreichte der amerikanische Delfinschützer Richard O'Barry in Tokio der US-Botschaft eine Liste mit Unterschriften von 1,7 Millionen Menschen in aller Welt, die ein Ende der Delfinabschlachtung in Japan fordern.

Der Amerikaner war in den 60er Jahren Trainer der Delfine für die TV-Serie "Flipper", seit 1970 kämpft er weltweit aktiv für den Schutz der Meeressäuger. Die Jagd auf die Delfine sei grausam und könne nicht als Teil der japanischen Kultur verklärt werden, sagte er zu Journalisten. O'Barry, der auch im Internet die Kampagne "Save Japan Dolphins" betreibt, hält sich in Japan mit rund 60 Unterstützern auf, um erneut gegen die Delfinabschlachtung in Taiji zu protestieren. Die Delfinariums-Industrie biete erst den finanziellen Anreiz, um die Treibjagd in Taiji in Gang zu halten, hatte O'Barry anlässlich einer früheren Jagdsaison der Nachrichtenagentur dpa in Tokio gesagt.

dpa