Geocaching: Schatzsuche per GPS
Wer mit einem Navigationsgerät bewaffnet in den Wald stapft, ist vermutlich unter die Geocacher gegangen. Naturschutzverbände heißen die Freizeitgestaltung gut, wenn auch mit Einschränkungen.
02.09.2010
Von Maike Freund

Wenn Johannes Müller loszieht, dann am liebsten mit der ganzen Familie. Selbst die Jüngste, drei Jahre alt, ist dabei. Und hat besonders Spaß, wenn sie ein Cache, ein Versteckt, finden. Erst seit diesem Jahr ist Müller unter die Geocacher gegangen, hat seinen ersten Cache gesucht und gefunden. Das Ganze war mehr Zufall als Passion. Ein Kollege erzählte vom Geocaching. Das hörte sich ganz faszinierend an, fand Müller – vor allem der technische Aspekt, denn Müller ist Softwareentwickler. Ein paar Tage später, bei einem Hundespaziergang, machte er sich auf die Suche nach seinem ersten Cache.

Schatzsuche mit modernen Hilfsmitteln

Geocaching, das ist eine Schatzsuche mit modernen Hilfsmitteln. Wie jede Schatzsuche funktioniert auch diese nur mit Hinweisen. Das Besondere beim Geocaching: Die Anhaltspunkte gibt es online.
In Foren und auf Internetseiten wie opencaching.de veröffentlichen Geocacher Koordinaten, an denen sie Schätze versteckt haben. Per tragbarem GPS machen sich die Schatzsucher auf den Weg, um die an den Koordinaten versteckten Schätze oder Caches ausfindig zu machen.

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Die Schätze sind meinst nur Krimskrams; eine alte Fotodose oder ein Plastikspielzeug sowie ein Logbuch, in dem sich die Schatzsucher eintragen. Wichtiger als der Schatz ist jedoch die Suche. Beim Geocaching gilt: Der Weg ist das Ziel.

Seit 2000 gibt es das Phänomen Geocaching. Und seit der Erfindung in den USA wächst die Gemeinde rund um die Schatzsucher immer weiter. In Deutschland waren es 2005 je nach Angabe zwischen 3.250 und 7.000 registrierte Geocacher, mittlerweile gibt es mehr als 18.000 und mehr als 23.000 Caches.

Geocaching in der Natur

Beim Geocaching gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und verschiedene Hindernisse, um die Verstecke zu finden. Manche kann man mit dem Auto erreichen, andere nur zu Fuß. Es gibt sogar welche, die unter Wasser liegen. Verstecke können an Plätzen in Städten oder bedeutsamen Orten sein, zum Beispiel an der Berliner Mauer. Oder sie sind nur zu finden, wenn man die dazu gestellten Rätsel löst, wie beim Cache rund um den Düsseldorfer Landtag. Vor allem sind sie aber in der Natur versteckt. Unter Wurzeln und in hohlen Stämmen alter Bäume. Unter Steinen, in Tümpeln und in Höhlen.

Das ist es, was für Naturschützer am Geocaching problematisch ist. "Grundsätzlich finden wir es toll, dass Geocaching so viele Menschen dazu bewegt, in die Natur zu gehen", sagt Julian Heiermann, Zoologe beim NABU-Bundesverband. "Denn wer die Natur selbst erlebt, der weiß auch, warum es sich lohnt, sie zu schützen." Aber natürlich sei Geocaching – so wie andere Freizeitarten wie Klettern oder Mountainbiking – für die Natur auch mit Risiken verbunden.

Regeln Im Naturschutzgebiet beachten

Das Recht, sich in der Natur zu erholen, ist in Deutschland im Gesetz verankert. Allerdings gibt es einige Einschränkungen, zum Beispiel durch das Naturschutzgesetz. Wer in einem Naturschutzgebiet unterwegs ist, muss sich beispielsweise an das Wegegebot halten. "Und dann gibt es Regeln, einen Verhaltenskodex, die jeder beachten sollte", sagt Heiermann. Bestimmte Bereiche sollten für Caches nach Meinung des Naturschützers tabu sein. Dazu zählen Höhlen, in denen Fledermäuse überwintern, Brutgebiete oder sensible Biotope wie zum Beispiel Tümpel. Denn die Natur müsse die Menschen auch verkraften können. An machen Stellen sei das aber nicht möglich. "Wenn mehrere duzend oder sogar mehrere hundert Menschen durch einen Tümpel warten, um ein Versteck zu finden, bleibt von dem Tümpel und den darin lebenden Tieren nicht mehr viel übrig", sagt Heiermann. Solche Richtlinien zum Schutz der Natur würden jedoch noch nicht von allen Geocachern befolgt.

Mittel zum Zweck

Für Johannes Müller und seine Familie ist Geocaching ist ein Mittel zum Zweck, um Zeit mit der Familie zu verbringen, um die Gegend zu erkunden, um rauszukommen in die Natur. Kriterien dabei sind: Die Routen dürfen nicht zu schwer und nicht zu weit weg sein. Außerdem achtet Müller auch darauf, dass die ausgesuchten Routen und Verstecke die Umwelt nicht belasten. "Im Zweifelsfall würden wir ein Versteck, das fernab der Wege in einem Naturschutzgebiet liegt, links liegen lassen."

Mehr Informationen zum Thema Geocaching und der naturverträglichen Schatzsuche gibt es unter www.geocaching.de, www.geoclub.de und unter www.nabu.de


Maike Freund ist freie Journalistin und lebt in Dortmund.