Bundesbank vertagt Entscheidung zu Sarrazin
Die Bundesbank hat noch keine Entscheidung getroffen, wie sie mit ihrem Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin weiter verfahren will. Sarrazin sorgt mit seinem Buch "Deutschland schafft sich selbst ab", in welche er umstrittene Thesen zur Integration vertritt, für Aufruhr.

Die Deutsche Bundesbank hat ihre Entscheidung zur Zukunft des umstrittenen Vorstandsmitglieds Thilo Sarrazin vertagt. "Vor Donnerstag ist nicht mit Ergebnissen zu rechen", sagte ein Notenbank-Sprecher am Mittwoch in Frankfurt. Zu weiteren Details sei Stillschweigen vereinbart worden.

Die Bundesbank prüft derzeit, ob sie die Abberufung Sarrazins durch den Bundespräsidenten beantragt. Der frühere Berliner SPD-Finanzsenator Sarrazin ist wegen seiner Äußerungen zu muslimischen Zuwanderern unter Druck geraten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Sonntag in einem Fernsehinterview Sarrazins Äußerungen als "vollkommen inakzeptabel" kritisiert und die Erwartung geäußert, dass sich der Bundesbankvorstand mit Sarrazin befassen werde. Am Montag distanzierte sich die Notenbank von den "diskriminierenden" Thesen ihres Vorstandsmitglieds, am Dienstag musste Sarrazin dem Leitungsgremium Rede und Antwort stehen.

Die Gespräche über Sarrazin wurden dem Vernehmen nach am Mittwochmittag unterbrochen, weil sich Bundesbankpräsident Axel Weber auf die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag in Frankfurt vorbereiten müsse.

An der SPD-Basis findet Sarrazin nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" offenbar Unterstützung für seine Thesen. Beim Parteivorstand seien in den vergangenen Tagen insgesamt 2.000 E-Mails eingegangen. Rund 90 Prozent der Absender äußerten sich zustimmend zu den Thesen Sarrazins, schreibt die Zeitung.

Wie SPD-Chef Sigmar Gabriel der "Bild"-Zeitung (Mittwoch) sagte, ist der angestrebte Ausschluss Sarrazins den Wählern und an der SPD- Basis nicht ohne weiteres zu vermitteln. "In Zuschriften und Anrufen werden wir natürlich auch gefragt, ob das denn nötig ist", sagte er. Die Parteiführung müsse deshalb klarstellen, "dass es bei diesem Ausschluss nicht um Sarrazins Kritik an den Fehlern der Integrationspolitik geht, sondern um sein fatales menschenverachtendes Menschenbild", so Gabriel weiter.

dpa